Wie entsteht ein Diabetes mellitus

Artikel bewerten
(0 Stimmen)
Prim. Priv.-Doz. Dr. Karl Horvath, Ärztlicher Direktor am Klinikum Bad Gleichenberg und Facharzt  für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie Prim. Priv.-Doz. Dr. Karl Horvath, Ärztlicher Direktor am Klinikum Bad Gleichenberg und Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie

In Österreich leiden schätzungsweise mehr als 600 000 Personen an einem Diabetes mellitus. Charakte­r-istisch für die Erkrankung ist ein zu hoher Blutzuckerspiegel. Zucker in Form von Glukose ist für unseren Körper wichtig, da die Gewebe und Organe diesen zur Energiegewinnung benötigen. Vergleicht man unseren Körper mit einem Motor, so entspricht die Glukose dem Treibstoff bzw. dem Strom, ohne den der Motor nicht läuft. Die in der Nahrung enthaltene Glukose wird über den Darm ins Blut aufgenommen, durch unseren Körper transportiert und schließlich in die Zellen aufgenommen. Damit die Glukose aus dem Blut in die Zellen gelangt, ist Insulin notwendig. Neben der Aufnahme von Glukose in die Zellen sorgt es auch dafür, dass z.B. in der Muskulatur und der Leber Glukosespeicher angelegt werden. Das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Insulin ist somit essentiell, um den Blutzuckerspiegel ausreichend nieder zu halten.

Bei Personen, die an einem Typ 1 Diabetes mellitus leiden, zerstört das körpereigene Immunsystem die Zellen der Bauchspeicheldrüse, in denen Insulin gebildet wird. Mit zunehmender Schädigung wird immer weniger Insulin produziert, bis schließlich die Menge nicht mehr reicht, um den Blutzuckerspiegel im Normbereich zu halten. Da die vorhandene Insulinmenge schließlich viel geringer ist als bei Gesunden, spricht man auch davon, dass ein absoluter Insulinmangel vorliegt. Um den Blutzuckerspiegel ausreichend nieder zu halten, müssen Betroffene das fehlende Insulin ersetzen, d.h. Insulin spritzen. Sinkt das Insulin noch weiter ab, kann es zu einer Übersäuerung des Blutes kommen. Dann funktionieren die Organe nicht mehr ausreichend und Betroffene können schwer erkranken und schlimmstenfalls versterben. Tatsächlich haben Personen mit Typ 1 Diabetes mellitus bis Insulin zu Beginn des vorigen Jahrhunderts verfügbar war nicht überlebt.

Anders ist die Situation bei Personen mit Typ 2 Diabetes mellitus. Rund 90% aller Personen mit Diabetes haben diesen Typ 2. Hier kommt es auf Grund von Übergewicht, wenig Bewegung und ungesundem Essen dazu, dass das vorhandene Insulin schlecht wirkt. Um die schlechte Insulinwirkung auszugleichen, reagiert der Körper mit einer vermehrten Insulinproduktion. Solange durch die vermehrte Produktion die schlechte Wirkung ausgeglichen wer­den kann, bleibt der Blutzucker auch im Normbereich. Erst wenn die Bauchspeicheldrüse die notwendige Insulinmenge nicht mehr produzieren kann, steigt der Blutzucker. Da bei Personen mit Typ 2 Diabetes mellitus sogar mehr als normal Insulin vorhanden ist, das aber nicht ausreichend wirkt, spricht man nun von einem relativen Insulinmangel. Wieso manche Menschen mit Übergewicht zuckerkrank werden und andere nicht, liegt daran, dass bei ersteren die Bauchspeicheldrüse den Mehrbedarf ausgleichen kann, bei zweiteren aber nicht. Zur Senkung des Blutzuckers bei Typ 2 Diabetes mellitus werden vor allem Maßnahmen eingesetzt, die die Insulinwirkung verbessern. Dazu zählen ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung, die Reduktion von Körpergewicht und wenn notwendig Medikamente. Dabei sollte die Therapie an die individuelle Situation jedes Betroffenen angepasst werden. Um mögliche Spätfolgen wie ein erhöhtes Risiko für Herzerkrankungen, Sehkraftminderung, Dialyse oder Amputationen zu vermindern, ist neben der blutzuckersenkenden Therapie auch eine Senkung des Cholesterins und eine gute Blutdruckeinstellung notwendig. Dafür stehen heute eine Reihe an therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung. Dazu zählt auch die Rehabilitation in deren Rahmen eine Optimierung der Blutzuckereinstellung, des Cholesterins und des Blutdrucks erreicht werden kann.

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"