Leben mit dem Tod...

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Der Tod gehört zum Leben, und trotzdem verdrängen ihn viele. Dabei ist es gerade am Ende des Lebens wichtig, sich mit seinen Wünschen auseinanderzusetzen. Der Tod gehört zum Leben, und trotzdem verdrängen ihn viele. Dabei ist es gerade am Ende des Lebens wichtig, sich mit seinen Wünschen auseinanderzusetzen.

Sterben und Tod sind in unserer Gesellschaft „Tabu-Themen“. Dabei trägt jeder Mensch den Tod wie in einem unsichtbaren Rucksack immer mit sich. Weil eben Sterben und Tod ein Abschluss des irdischen Lebens ist. Ähnlich wenn der Bühnen-Vorhang fällt und das Ende eines Theaterstückes anzeigt. „Die schene Leich“ prägt bereits zu Lebzeiten zahlreiche Wiener. In dieser Serie geht es um Sterben und Tod ... Gedankliche Mitwirkung des Bestattungsunternehmens Hans Radaschitz in Riegersburg.

von Walter Meister

Wenn der Tod plötzlich in unser Leben tritt sind wir zunächst einmal geschockt, verzweifelt, überfordert, traurig, wütend, verletzt, aber manchmal auch erleichtert.

Jedes Mal ist es eine außer-gewöhnliche Situation und Belastung für uns. In meinem Beruf als Bestatter begegnet mir der Tod jeden Tag, jeder einzelne Todesfall ist etwas Besonderes. Jeder Verstorbene hat seine eigene Vorgeschichte, sein eigenes Leben sein eigenes Sterben und trotzdem, oder vielleicht sogar deswegen, ist es für mich immer wieder eine neue Herausforderung.

Warum? Viele meinen, na ja du bist ja schon abgestumpft, dir macht das nichts mehr aus. Doch, natürlich macht es mir etwas aus, denn jeder Sterbefall ist einzigartig. Die hinterbliebenen Angehörigen reagieren total unterschiedlich auf den Tod, auf den Verlust ihres geliebten Menschen, ebenso wie eingangs schon er-wähnt. Verzweifelt, geschockt, wütend, erleichtert ….

So wie die Angehörigen zu mir kommen, so versuche ich den je-weiligen „Tod“ anzunehmen und versuche die Trauernden durch die schwere Zeit des Abschiedes zu begleiten. Es ist nicht einfach für die Hinterbliebenen in dieser Trauerphase Entscheidungen zu treffen. Welcher Sarg passt für die Mutter, den Sohn, der Lebenspartnerin usw. was hätte sich die oder der Verstorbene gewünscht, mache ich das Richtige. Zweifel kommen auf und dadurch wird es für die trauernden Angehörigen noch schwieriger. Meistens wurde im Vorfeld in den Familien nie über den Tod gesprochen, das hat ja noch Zeit, keiner will mit diesem Thema dem anderen zu nahe treten.

Aber eines ist ganz gewiss, wir können den Tod nicht ausblenden, wir können dieses Thema nicht wegwischen, denn der Tod ist unmittelbar mit dem Leben verbunden. Wenn wir auf die Welt kommen, wissen wir schon, dass wir eines Tages diese Welt wieder verlassen und sterben müssen.

Warum also kann ich nicht zu meinem Kind sagen, wenn ich einmal sterbe, möchte ich verbrannt werden, oder zum Partner, bitte spiel mir beim Abschied mein Lieblingslied, oder wenn ich sterbe, zieh mir mein Dirndlkleid an.

Ich bin der festen Überzeugung, wenn wir den Tod in unser Leben lassen, können wir beruhigter Abschied nehmen und mit der jeweiligen Situation besser klar kommen. Ich weiß, was sich der Verstorbene gewünscht hat und ich bin mir sicher die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Dadurch entsteht mehr Raum um mich mit meiner eigenen Trauer zu beschäftigen. Wenn wir also den Tod zu Lebzeiten einen Platz einräumen und uns ab und zu Gedanken darüber machen, vor allem aber diese Gedanken mit jemanden teilen, kann ein Abschied wesentlich befreiter und emotionaler erlebt werden und die Trauer intensiver verarbeitet werden.

Alles was wir in unserem Leben über den Tod erfahren wird als Erinnerung in unserem Gehirn abgespeichert und kommt wieder zum Vorschein, wenn wir selbst als trauernder Angehöriger ein Begräbnis zu organisieren haben. Die Erinnerungen sind für uns Menschen das Wichtigste was wir haben, sie erleichtern uns das Loslassen. Der Mensch geht, aber die Erinnerungen bleiben.

So wie die Sonnenstrahlen vom Himmel bis zur Erde reichen, so reichen unsere Erinnerungen von der Erde bis zum Himmel. (Walter Meister)

Geben wir dem Tod einen Platz in unserem Leben, setzen wir uns mit dem Sterben auseinander, sprechen darüber, sammeln Erinnerungen. Sie werden uns helfen in der Zeit des Abschieds und der Trauer vieles leichter zu verstehen.

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"