Leben mit dem Tod...

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Doris J. Koren möchte in den Trauerreden das Leben eines Menschen so einzigartig, achtsam und herzvoll wie möglich übermitteln. Doris J. Koren möchte in den Trauerreden das Leben eines Menschen so einzigartig, achtsam und herzvoll wie möglich übermitteln.

Sterben und Tod sind in unserer Gesellschaft „Tabu-Themen“. Dabei trägt jeder Mensch den Tod wie in einem unsichtbaren Rucksack immer mit sich. Weil eben Sterben und Tod ein Abschluss des irdischen Lebens ist. Ähnlich wenn der Bühnen-Vorhang fällt und das Ende eines Theaterstückes anzeigt. „Die schene Leich“ prägt bereits zu Lebzeiten zahlreiche Wiener. In dieser Serie geht es um Sterben und Tod ... Gedankliche Mitwirkung des Bestattungsunternehmens Hans Radaschitz in Riegersburg.

Die würdevolle, achtsame Trauerrede als Bestandteil einer Trauerfeier

von Doris Koren

„Es gibt Momente im Leben, da steht die Welt für einen Augenblick lang still. Und wenn sie sich dann weiterdreht, ist nichts mehr wie es einmal war.“ (Hans Böck)

Und es ist einer dieser Momente, wenn es geschieht, dass wir dem Tod eines geliebten Menschen, eines nahen Angehörigen, gegenüberstehen. Manchmal können wir den Tod eines Menschen kommen sehen, im hohen Alter vielleicht oder bei schwerer Krankheit. Wir haben Zeit, uns langsam auf dieses Ereignis einzustellen, diesen Menschen auf seinem Sterbeweg vielleicht sogar zu beglei­ten.

Oft aber auch kommt der Tod plötzlich und unvorhergesehen. Wie auch immer er in unser Leben tritt, sind es tiefe Gräben des Schmerzes und der Trauer über den Verlust, die in uns aufbrechen. Wir befinden uns in einem Ausnahmezustand und stehen gleichzeitig vor der Aufgabe, mit Unterstützung des Bestattungsinstitutes, nötige bürokratische Schritte einzuleiten und Entscheidungen über die Gestaltung der Abschiedsfeier zu treffen.

Wir leben in einer Zeit, in der sich auch unsere Bestattungskultur stetig weiterentwickelt. Der Raum der Möglichkeiten, einer individuellen Bestattungsart und der Gestaltung der Trauerfeier, ist mittlerweile schon sehr groß.

Und es stellt sich die Frage, wie dieser Abschied gestaltet werden kann, wenn der verstorbene ­Mensch sich keiner religiösen Gemeinschaft zugehörig gefühlt hatte. Hier sind es nun freie TrauerrednerInnen, die Sie auf diesem Weg begleiten können. Meist wird der Kontakt zu diesen Rednern und Rednerinnen über den Bestatter hergestellt, es ist aber auch möglich, sich zum Beispiel im Internet über mögliche TrauerrednerInnen in der Region zu informieren.

Die Aufgabe der Trauerrednerin/des Trauerredners ist es, während eines gemeinsamen Gesprächs, die passende Form des Abschiedes zu finden, die Feier im Sinne des Verstorbenen, und nach den Bedürfnissen der Angehörigen zu gestalten und auch durch-zuführen. Hierbei sind es manchmal verschiedene Weltbilder, die es feinfühlig zu vereinen gilt, für diese Stunde des Abschiedes. Der musikalische Rahmen, in den die Feier eingebettet werden soll, kann besprochen werden, wenn dies bei der Bestattung noch nicht geschehen ist, und es wird abgeklärt, ob jemand aus dem Kreis der Angehörigen oder aus dem Freundes- oder Arbeitskreis gerne persönlich einige Worte vortragen möchte.

Jeder Nachruf, jede Rede, die ich für einen verstorbenen Menschen schreiben und halten darf, ist für mich wie eine kleine Reise durch die Lebensgeschichte dieses Menschen. Während des gemeinsamen Gesprächs halte ich Ausschau nach wichtigen Stationen des Lebens, nach tiefgehenden Verbindungen, Leidenschaften und auch nach den Ecken und Kanten, die diesen Menschen ausgemacht haben. Bei all der Schwere, die ein Leben oft in sich birgt, sind es aber vor allem auch die schönen Momente, humorvolle Begebenhei­ten und spezielle Eigenheiten, Sprüche oder Angewohnheiten, die eben dann das Individuelle einer Trauerrede ausmachen. Die ein Abbild sein können, über das Wesen, dass dem Verstorbenen innewohnte, das ihn so einzigartig gemacht hat. Immer wieder sind es die kleinen, unscheinbaren Dinge, nach denen ich frage, und oft sind es genau diese, die für das vergangene Leben so bezeichnend sind. Auf achtsame und herzvolle Art und Weise versuche ich dann ein Bild zu zeichnen, dass dem Lebensentwurf des Verstorbenen gerecht sein kann und den Angehörigen einen Abschied ermöglicht, der Trost und Hoffnung gibt. Es gibt viele Dinge im Leben, die man wiederholen, öfter neu versuchen kann. Die Abschiedsfeier eines verstorbenen Menschen jedoch ist einmalig und kann nicht wiederholt werden. So kann die gelungene, würdevolle Abschiedsfeier wie eine kleine Schönheit in der Schärfe des Momentes sein, und somit wie ein winziges Samenkorn des Trostes, das keimen, und sich nach und nach den Weg durch die Trauer bahnen wird.

„Vielleicht bedeutet Liebe auch lernen, jemanden gehen zu lassen, wissen, wann es Abschied nehmen heißt. Nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem im Weg stehen, was am Ende wahrscheinlich besser ist für die, die wir lieben.“ (Sergio Bambaren)

Doris J. Koren

Freie Rednerin für religionsfreie Bestattungen Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.doriskoren.com

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"