Dr. Horst Pechar: „In Ausnahmesituationen zeigt sich die Qualität der Partnerschaft!“

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Dr. Horst Pechar ist seit 1989 Rechtsanwalt in Weiz. Ruhe bewahren und nicht vorschnell handeln, sei jetzt der richtige Weg um gut durch die Krise zu kommen. Dr. Horst Pechar ist seit 1989 Rechtsanwalt in Weiz. Ruhe bewahren und nicht vorschnell handeln, sei jetzt der richtige Weg um gut durch die Krise zu kommen.

Interview: Dorian Krois
SOJ: Wie lange bist du bereits mit der Anwaltskanzlei in Weiz sesshaft?
Dr. Horst Pechar: Ich bin ja in Weiz geboren - meine Studien- und Konzipienten-Zeit habe ich in Graz verbracht. Seit   1.1.1989 arbeite ich als selbständiger Anwalt in Weiz. Das sind sohin schon über 30 Jahre. In meiner Grazer Zeit war ich bis kurz nach der Anwaltsprüfung Rechtsanwaltsanwärter in der Kanzlei von Dr. Willibald und Dr. Manfred Rath. Dort beschäftigte ich mich sehr intensiv mit Verkehrs-, Straf- und Versicherungsrecht sowie Schadensersatzrecht. Meine Ausbildung habe ich dann in der Kanzlei Dr. Reinhard und Dr. Harald Hohenberg, einer auf Wirtschafts- und Immobilienrecht spezialisierten Kanzlei, weiter ausgebaut. Mein ehemaliges Konzipienten-Zimmer dort habe ich gut 20 Jahre – bis zur Emeritierung von Dr. Harald Hohenberg behalten. So konnte ich meine Klienten in Graz besonders ortsnahe betreuen. In dieser Zeit vertiefte sich bereits mein Kontakt zu Dr. Wan Jie Chen.  Dieser weckte mein Interesse für die chinesische Wirtschaft und das chinesische Recht.
SOJ: Wolltest du schon immer Anwalt werden?
Dr. Horst Pechar: Mit 16 schwankte ich noch zwischen Jurist, Kunstkritiker und Tierarzt. Letztlich habe ich Jus in Graz und Betriebswirtschaft in Graz und Wien studiert, wobei ich Jus abgeschlossen habe. Meine Wirtschaftsstudien habe ich mit Beginn des Gerichtsjahres beendet und mich dann ganz der Gesetzeskunde gewidmet.
Das wirtschaftliche Basiswissen und das gesamtwirtschaftliche Denken verbunden mit der Juristerei haben meinen Klienten und somit auch mir im Laufe der Jahre enorme Vorteile gebracht.
SOJ: Was sind deine vorrangigen Spezialgebiete?
Dr. Horst Pechar: Nationales und internationales Scheidungsrecht, Erbrecht, Errichtung von Verträgen, die Abwicklung von Verkehrsunfällen, Bauprozesse, Schadenersatzprozesse und Forderungsbetreibung.
Im chinesischen Eherecht gibt es zum Beispiel eine Art psychisches Schmerzensgeld bei der Scheidung. Hat eine Partei die Scheidung zu verantworten, steht der anderen ein Schadenersatzanspruch zu. Dies, falls die Scheidung durch Doppelehe, Zusammenleben mit einem anderem Partner, häusliche Gewalt etc. verursacht wurde. Zusätzlich zu normalen Erbrechtsangelegenheiten, also die Geltendmachung von Erbansprüchen, übernehme ich auch immer öfter das Amt des Verlassenschaftskurators. Ein Verlassenschaftskurator wird dann bestellt, wenn der Nachlass nicht durch die Erben verwaltet werden kann. Zum Beispiel  bei Unbekanntheit der Erben oder bei widerstreitenden Erbserklärungen.
Eher unbekannt ist, dass ein Verlassenschaftskurator auch von Erben die sich einig sind, eingesetzt werden kann. Er verkauft dann zu bestmöglichen Konditionen die Liegenschaften, Autos, löst Depots auf und kümmert sich um die Entsorgung von wertlosen Dingen. Zuletzt erstellt er eine Gesamtabrechnung und überweist das Geld an den Notar, der den Verlass abhandelt. Der Notar übernimmt die der Erbquote entsprechende Auszahlung an die Erben.
Dies nennt man dann „full service“ für die Erben, die sich eventuell weiter entfernt oder im Ausland aufhalten, oder einfach sich zumeist über Empfehlung des Notars, die umfangreichen, komplizierten und ungewohnten Arbeiten lieber einem Profi überlassen wollen.
Zum Thema Vertragsrecht im Bereich von Immobilien: Mit der Begründung von Wohnungseigentum entsteht in der Regel eine Wertsteigerung der Immobile von zirka 20%, da das rechtliche Manko des bloßen Miteigentums an der Immobilie beseitigt wird.
SOJ: Gibt es einen beruflichen Erfolg, auf den du besonders stolz bist?
Dr. Horst Pechar: In meiner Funktion als Verlassenschaftskurator ist es mir gelungen, durch aufwändige, komplizierteste Nachforschungen und mittels Gentests nach Exhumierung des Verstorbenen, die rechtmäßige Erbin ausfindig zu machen und ihr zu ihrem siebenstelligen Erbvermögen zu verhelfen. Hier hat sich wieder einmal die mir eigene Hartnäckigkeit bezahlt gemacht.
Stolz bin ich auch, dass meine Einschätzung über die Eigentumsverhältnisse eines Gemäldes aus dem 17. Jahrhundert, des niederländischen Malers Vermeer, bis heute gehalten hat. Damaliger Wert ca. ATS. 60.000.000,--.
SOJ: Wie hat sich der Tagesablauf in der Corona Krise geändert? Schließlich sind die Gerichte ja derzeit geschlossen.
Dr. Horst Pechar: Ich bin nicht vor 9.00 bzw. 9.30 Uhr in der Kanzlei und versuche trotz des „shutdowns“ vieles über langjährige persönliche Kontakte zu regeln.
Die aufgrund des Entfalls sämtlicher Gerichtsverhandlungen freigewordene Zeit habe ich zur Verbesserung der EDV-Struktur sowie zur besonders raschen Erledigung außergerichtlicher Angelegenheiten genützt.
Des Weiteren sind ja krisenbedingt neue Rechtsfragen (z. Bsp.  Förderungen, Finanzierungen etc.) zu bearbeiten, sodass es mir absolut nicht langweilig wird.
SOJ: Merkt man bereits ein Ansteigen der Scheidungswilligen?
Dr. Horst Pechar: Ja, irgendwie verhält es sich so wie nach dem Sommerurlaub oder nach Weihnachten. Durch die häufige Unmöglichkeit von örtlicher Distanz zwischen den Partnern kommt es manchmal zu Spannungen.  Gerade in solchen  Ausnahmesituationen zeigt sich  die Qualität der Partnerschaft.
Hier empfehle ich jedenfalls vor Setzung unüberlegter Handlungen sich rechtlich beraten zu lassen.
SOJ: Was ist dein persönlicher Rat in herausforderten Zeiten?
Dr. Horst Pechar: Ruhe bewahren und einfach herunterkommen. Nicht vorschnell handeln, dies sowohl privat als auch beruflich.

Süd-Ost Journal

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