FrauenLeben/Im Blickpunkt Maria Platzer („Größte Chance für den Weinhof Platzer“)

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Maria Platzer, gerade mit besiegter Krankheit immer freundlich und positiv gestimmt. Maria Platzer, gerade mit besiegter Krankheit immer freundlich und positiv gestimmt.

So charakteristisch wie die einzigartigen feinfruchtigen Platzer-Weißweine ist „Wein-Frontfrau“ Maria Pla­tzer. Maria ist seit Jahrzehnten das „Aushängeschild“ und das Markenzeichen des Weinbetriebes Platzer in Tieschen. Vor langen Jahren hatte sich der junge Winzer Manfred Platzer in die Verkäuferin Maria im Kaufhaus Hans Eberhart „verknallt“. Das war nicht kompliziert. Die damalige „Mariedl“ mit ihrem Puppengesicht, dem immerzu fragenden Augenaufschlag und ihrem ungemein fleißigen Wesen wurde für Manfred zum Maß aller Dinge. Für die Liebe, für den Weinbetrieb und somit für die Zukunft insgesamt. Die Verabschiedung von Hürth fiel schwer. Doch Tieschen war und ist nah. Maria Platzer übernahm den Verkauf der Platzer-Weine. Heute würde man dazu Marketing sagen. Jedenfalls konnten Manfred&Maria Jahr für Jahr Qualität und Image des Weinhofes Platzer in Tieschen enorm steigern.

Irgendwann waren die Platzer-Weine speziell mit den Marken Aunberg und Königsberg ganz oben. Nicht nur auf den Weinkarten der hochklassigen Hotels und Restaurants. Sondern auch bei den Bewertungen und Auszeichnungen der ganz großen Wein-Events. Somit etliche Landessieger und Bundessieger. Platzer-Weine sind mittlerweile der Inbegriff höchster Qualitäten in feinfruchtiger und aromatischer Form. Maria Platzer hat in ihrer sinnigen Art nicht nur die Weine bestens den Kunden präsentiert, sondern auch die Kundenwünsche der Zeit übermittelt. Manfred Platzer hat all dies aufgenommen und in weiterer Folge Spitzenweine der Sonderklasse produziert. Auch über Jahre den „Nostradamus“ und „Donna“ in Kooperation mit KR Hannes Krois.

Die Enkelkinder sind für Maria Platzer ein freudvolles & menschliches Zukunftswerk.

von Maria Platzer
Der 25. Oktober ist für viele steirische Weinbauern ein besonderer Tag. Mit diesem Datum kann der erste Wein des neuen Jahrganges, der Junker verkauft werden. Als Vorbote wird er mit großer Spannung erwartet. Auch unsere Kunden freuen sich jedes Jahr darauf, ihn endlich verkos­ten zu können.
Frisch, fruchtig, trocken und leicht im Alkohol, einfach herrlich zu trinken. Ja, der neue Jahrgang 2022….zeigt sich sehr vielversprechend! Wird qualitativ schon jetzt über den letzten, auch ein super Jahrgang, gestellt. Welche Freude für uns Winzer und alle Weingenießer!
Obwohl der Vegetationsverlauf durch die Trockenphase im Sommer, Juli – August nicht so optimal war, kam Ende August der ersehnte Niederschlag. Nach dem Regen haben wir am 6. September mit der Traubenernte begonnen und am Samstag, den 24. September mit einem fröhlichen Erntefest beendet. Gott sei Dank vor dem nächsten Niederschlag, der am folgenden Tag begann und gleich eine Woche anhielt.
Das war Rekorderntezeit! Seit ich am Weinhof bin mussten wir die Ernte noch nie in einer so kurzen Zeit bewältigen. Da bewundere ich unseren Sohn Robert sehr, wie er es schafft, in dieser kurzen Zeitspanne die Ernte zu organisieren und die vielen Trauben zu verarbeiten.

Der Weinhof Platzer hat sich in den letzten Jahren sukzessive vergrößert. Mittlerweile werden Trauben von 36 Hektar regionaler Rebfläche veredelt. Die Traubenpalette umfasst ein Sortiment aus 12 verschiedenen Rebsorten. Unsere Weingärten befinden sich alle in der näheren Umgebung des Betriebes. Die Top-Rieden sind Aunberg, Königsberg, Klöchberg und der Stradener Rosenberg.
Seit 2002 ist Sohn Robert für die Weinqualität verantwortlich und führt jetzt mit seiner Frau Gabi sehr erfolgreich den Weinhof in der 4. Generation. Neben der Familie werden noch einige Mitarbeiter in Betrieb beschäftigt.
Manfred – mein Gatte – und ich arbeiten gerne mit, wo wir gebraucht werden, seien es Wein-Auslieferungen, Weingartenarbeit, Mulchen, Maschinen reparieren, im Verkauf tätig zu sein und vieles mehr!
Der Weinverkauf war schon immer mein liebster Arbeitsbereich im Betrieb. In den 80er und 90er Jahren war dieser noch nicht so zeitaufwendig, aber durch die Erweiterung des Betriebes kamen immer mehr zufriedene Kunden.
Vom gesamten Ab-Hof-Verkauf gehen ca. 70% an unsere Privatkunden und 30% an Gastronomie und Vinotheken.
Bis 2012 habe ich den Verkauf alleine gemeistert. Ich liebe es mit den Kunden zu plaudern, den Wein zu präsentieren und bei Verkostungen zu beraten. Mit Freunden ein gutes Flascherl zu trinken.
Auch Urlaubs- und Weinreisen sind für mich interessante Bereicherungen. Das alles machte mir viel Freude, bis sich plötzlich mein Leben schlagartig verändert hat.
Aus heiterem Himmel führte mich mein sonniger Weg in eine dunkle Seitengasse. Das war für mich eine schwierige Zeit, aber ich kämpfte mich durch. Sehr belas­tend war auch, vertraut gewordene, hoffnungsvolle Wegbegleiter zu verlieren.
Nach fast einem Jahr, am 9. Dezember 2020 habe ich alle Hürden geschafft und tapfer mein Ziel erreicht! Jetzt geht es mir wieder gut, ich kann mein Leben genießen und bin dankbar für jeden Tag.
Besonders genieße ich jetzt die Zeit mit meinen lieben Enkelkindern, Florian, Katharina, Jonathan und Florentina. Es macht mir Spaß mit ihnen zu spielen, Geschichten vorzulesen und aus vergangenen Zeiten zu erzählen.
„Oma, wie war es in deiner Kindheit, was habt ihr gespielt usw…..“
„Ja, in meiner Kindheit war alles noch ganz anders.“

In der elterlichen Landwirtschaft in Hürth war „Mariedl“ am liebsten auf dem Traktor.

Aufgewachsen bin ich in Hürth, bei Halbenrain. Einem idyllischen Dorf, wo sich ein Bauernhof nach dem anderen reihte. Am Ortsende gab es den Dorfschmied, einen Tischler und am oberen Ende neben dem Wald war der Dunklschneider. Im Lauf der Jahre haben sich die ländlichen Strukturen total verändert. Viele kleine Betriebe gibt es nicht mehr, heute sind in Hürth davon noch sieben, jedoch teils sehr erweiterte landwirtschaftliche Betriebe. Meine Eltern besaßen eine gemischte Landwirtschaft. Ich war die Älteste von drei Kindern, die Maßauf Mariedl (so wurde ich in Hürth genannt) und wuchs mit meinen zwei Brüdern auf. Am Dorfplatz trafen wir uns mit den anderen Kindern zum Spielen: Blinde Kuh, Himmel und Hölle, Murmelspiele, Sacklrutschen und vieles mehr. Unsere Treffen funktionierten auch ohne Handy, Whats App und Instagram bestens, wir hatten in der Gemeinschaft den größten Spaß.
Einen Fernsehapparat gab es auch schon im Dorf, beim Koisaweber, dem reichsten Bauern und wir Kinder durften da schauen; zwischen Flipper, Daktari, Kasperl am Mittwoch und den Schulbesuchen in Halbenrain, galt auch für mich die Mithilfe am Feld, Erdäpfel klauben, Rüben ernten, Getreide winden, Heuarbeiten… wobei mir das Heugabelfahren (Greiferziehen) immer am liebsten war.Natürlich hätte ich oft viel lieber für mich wichtigere Dinge gemacht, aber die Arbeit musste verrichtet werden, im positiven Sinne war es für mein weiteres Leben sehr prägend. Ich bin meinen Eltern dankbar für die schöne Kindheit und die liebevolle Unterstützung in meinem weiteren Leben.

Nach erfolgreichen Abschluss meiner Pflichtschule begann ich am 1. August 1972 meine Lehrzeit als Einzelhandelskauffrau in Tieschen. Mein Lehrbetrieb, das Kaufhaus Hans Eberhart war damals das größte Geschäft in der Gegend, es deckte den Bedarf für das tägliche Leben komplett ab. Ich liebte es, die Kunden von Kopf bis Fuß einzukleiden, Vorhänge, Bettbänke, Tisch- u. Bettwäsche, Geschirr und Lebensmittel zu verkaufen. Das Geschäft florierte sagenhaft, es war auch die Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Mein Chef war sehr streng, aber gerecht (ich konnte viel für mein Leben lernen). In dieser Zeit gab es noch keinen Hofer, Billa oder Sparmarkt in Radkersburg.
Nach meiner Lehrzeit arbeitete ich noch weitere 3 Jahre als Angestellte bei der Firma Eberhart wo ich auch meinen Mann kennenlernte.
Deshalb entschloss ich mich für einen weiteren Bildungsweg! Die Landwirtschaftliche Fachschule Haidegg in Graz, die speziell einen Lehrgang für Frauen mit Berufsausbildung angeboten hat, war genau das Richtige für mich. Ich  bereicherte mein Wissen in Haushaltsführung, Gartengestaltung, Hausplanung und Rechnungswesen usw. Die Gemeinschaft mit meinen Lehrgangsfreundinnen, Singen, Tanzkurs, kreatives Gestalten, Theaterbesuche und der Stadtbummel gehörte auch dazu.
Nach diesem für mich sehr schönem, zukunftsprägenden Jahr  begann 1980 meine Zeit mit Manfred und meinen sehr netten, strebsamen Schwiegereltern in Pichla Nr. 25, meinem neuen Zuhause. Als erstes bekam ich von meiner Schwiegermutter den Kochlöffel überreicht, auch die Zimmervermietung (Urlaub am Weinbauernhof) gehörte neben dem Weinverkauf zu meinem Arbeitsbereichen.
In den hervorragenden Weinjahrgängen 1983 u. 1986 kamen unsere großartigen Kinder Robert u. Karin zur Welt. Jetzt war unser Familienglück perfekt.
Trotz des arbeitsreichen Alltags, versuchte ich immer genügend Zeit für unsere Kinder aufzubringen.
1990 begann unsere Bauzeit, mit Verkaufsraum u. Lagerraum
2005 Weinkeller mit Presshaus
2020 wurde das Wirtschaftsgebäude neu errichtet.
2022 das alte Bauernhaus abgerissen und wieder neu aufgebaut.
Auch viele Praktikanten von der Weinbauschule Silberberg haben bei uns ihre Ausbildung gemacht und sind zu erfolgreichen Betriebsübernehmern geworden.
Unsere Tochter Karin hat ihr Masterstudium „Inclusive Education“ mit ausgezeichneten Erfolg absolviert und lebt mit Partner Matthias und zwei entzückenden Kindern in Graz.
Ich bin sehr stolz auf die junge Generation!
Für die Zukunft wünsche ich mir noch einige gesunde, glückliche und friedvolle Jahre im Kreise meine Familie.

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"