Willi Schilhan: „Musik und Wein haben sich für mich immer ideal ergänzt“

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Wilfried Schilhan ist Winzer und (Hobby-)Musiker aus Leidenschaft. Sein Weingut-Buschenschank in Gamlitz ist eine architektonische Besonderheit und äußerst „erlebenswert“. Wilfried Schilhan ist Winzer und (Hobby-)Musiker aus Leidenschaft. Sein Weingut-Buschenschank in Gamlitz ist eine architektonische Besonderheit und äußerst „erlebenswert“.

Interview: Dorian Krois
SOJ: Du bist in der steirischen Wein-Szene als Winzer-Elvis bekannt. Was war vorher, die Musik oder der Wein?
Willi Schilhan: Also vorher war schon die Musik, aber eigentlich ist das parallel gelaufen. Ich habe in Klosterneuburg die Obst- und Weinbauschule besucht. Ich stamme nämlich aus einer Familie, die sich dem Obstbau verschrieben hat. Die Liebe zum Wein habe ich erst nach dem dritten Schuljahr in Klosterneuburg entdeckt. Gleichzeitig war meine Leidenschaft im musikalischen Bereich. Ich habe dann mit Kollegen und meinem Bruder die Band „Die Cadillacs“ gegründet, die wir dann recht lange erfolgreich betrieben haben. Wobei wir sehr klassisch damit angefangen haben. Wir haben zuerst eher Austro-Pop gespielt und sind bei kleineren Festen aufgetreten.  Später sind wir auf die Tanzmusik-Szene umgestiegen. Das war eine sehr prägende und lustige Zeit sowie eine willkommene Abwechslung zum schulischen Alltag. Da die öffentlichen Verbindungen in die Steiermark ja nicht besonders gut waren, sind wir am Wochenende oft nicht heimgefahren, sondern haben bei den Heurigen im Weingarten geholfen. Als gesangesfröhliche Runde haben wir dann auch gerne die Gäste musikalisch unterhalten. Musik und Wein haben sich also damals schon gut ergänzt.
SOJ: Bleibt heute neben deiner Arbeit im Weingut noch Zeit für die Musik?
Willi Schilhan: Die Zeiten haben sich schon geändert. Der Beginn hier war ja ein kompletter Neustart, mir hat ja keiner den Hof vererbt, sondern ich bin hergezogen, weil ich mir gedacht habe „ok, wenn du Wein machen willst, dann musst du in die Gegend kommen, wo die besten und schönsten Sachen wachsen“. Das ist eben die Südsteiermark. Auch einige meiner früheren Schulkollegen stammen aus Gamlitz. Ich habe heute bei weitem nicht mehr die Zeit, musikalisch tätig zu sein. Bereits um das Jahr 2002 haben wir mit der Band aufgehört. Der Betrieb ist ja gewaltig gewachsen. Fast aus dem Nichts ist etwas sehr Imposantes entstanden, da muss man schon gewisse Abstriche machen. Da wir jetzt seit vier Jahren den Buschenschank führen und ein Mitarbeiter von mir im Nebenjob immer als DJ gearbeitet hat, hat sich das Musische immer wieder durchgezogen. Wenn die eine oder andere Band da ist, greife ich selbst gerne zum Mikro und singe mit. Wir haben ja verschiedene Veranstaltungen und auch häufig Hochzeiten in unserem Betrieb.
SOJ: Dem Weingut-Buschenschank hast du ja einen recht ungewöhnlichen Namen verpasst, nämlich „Crocodile Rock“. Was war da die Idee dahinter?
Willi Schilhan: Wir haben eine recht lange Planungszeit gehabt und uns entsprechend viel angeschaut. Nicht nur in Österreich sondern auch im Ausland. Ich wollte halt immer etwas Besonderes haben. Mein Architekt, denn ich dann kennen gelernt habe, hat meine Philosophie perfekt umgesetzt. Durch das viele Glas ist der Bau sehr transparent geworden. Von oben gesehen, sieht es eben wirklich aus wie ein Krokodil. Er hat dann noch gesagt: „Das ganze Ding heißt Crocodile Rock!“. Einfach perfekt! Der Bau ist sehr stylisch, fügt sich aber harmonisch in die Landschaft ein. Wenn du oben auf dem begrünten Dach stehst, hast du einen 360 Grad Winkel, wo du dich orientieren kannst.
SOJ: Welche Weinsorte ist dein persönlicher Favorit?
Willi Schilhan: Die Südsteiermark war von den Sorten immer relativ breit aufgestellt. Ich finde, das sollte man auch beibehalten. Am interessantesten für mich persönlich ist nach wie vor der Sauvignon blanc, weil er einen sehr großen Bogen spannt.
SOJ: Der vergangene April war leider wieder von Kältetagen geprägt. Ist diesmal alles gut gegangen?
Willi Schilhan: Wir haben wirklich Glück gehabt. Vergangenes Jahr war das ja ein enormer Schock, den wir heuer mit dieser kleinen Ernte erst verdauen müssen. Jeder, der inves- tiert hat, der weiß was es bedeutet, 70 Prozent seines Umsatzes zu verlieren. Wir dachten ja, dass es sich dabei um eine Jahrhundertausnahme gehandelt hat. Heuer hat sich das aber wieder so gezeigt. Das Glück war, dass kein Niederschlag gekommen ist. Es gibt kleinere Schäden, besonders an tiefen Lagen. Aber bei weitem nicht so schlimm wie letztes Jahr.
SOJ: Wie wird sich der Klimawandel zukünftig auf das Anbaugebiet auswirken?
Willi Schilhan: Die Frage stellt sich, ob man in Zukunft Lagen genauer aussucht. Alles was unter 300 Meter liegt, wird eher wenig Sinn machen. Beim Schnitt werden wir Winzer uns auch etwas überlegen müssen, damit die Reben später austreiben und wir dem Frost ein Schnippchen schlagen können. Ich hoffe halt, dass es sich wirklich um Ausnahmejahre handelt und uns nicht die nächste „Eiszeit“ erwischt.
SOJ: Im Vergleich mit anderen Anbaugebieten: Was zeichnet die Südsteiermark besonders aus?
Willi Schilhan: Man findet besondere Bodenfomen vor, wobei der größte Unterschied ist, dass wir ein sehr kontinentales Klima haben mit ausreichend Niederschlägen. In dieser Klimazone fühlen sich die Reben sehr wohl. Der Herbst ist für uns sehr wichtig. Durch den südsteirischen Herbst-Effekt bleibt uns relativ viel Säure über und die Weine werden nicht so fett und dicht sondern fein und können sich sortentypisch entfalten. Aufgrund der Steilheit der Lagen und der Bodenstruktur wächst überall ein anderer Typ von Wein, diese Vielfalt ist auch ein Markenzeichen von uns.

„Unser Gebiet bringt außergewöhnlich schöne Weine hervor“.
„Im heurigen April haben wir großes Glück gehabt!“
„Bei Gelegenheit greife ich immer noch gerne zum Mikrofon“.

Süd-Ost Journal

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