Martin Strempfl: Der oststeirische Sportler mit der absolut ruhigen Hand

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Martin Strempfl aus Gersdorf an der Feistritz ist in der Schießsport-Szene höchst anerkannt. Martin Strempfl aus Gersdorf an der Feistritz ist in der Schießsport-Szene höchst anerkannt.

Interview: Dorian Krois
SOJ: Im April bist du bereits zum dritten Mal Staatsmeister in der Disziplin „Luftgewehr“ geworden. Wie bist du ursprünglich zu diesem Sport gekommen?
Martin Strempfl: Zum Schießsport bin ich über meinen Vater gekommen, ebenfalls ein begeisterter Sportschütze, der sich ursprünglich beim Schützenverein in Pischelsdorf und später als Obmann beim Schützenverein Feistritztal in Gersdorf an der Feistritz sehr engagiert hat. Seine Hoffnung war, dass durch dieses Konzentrationstraining auch meine Leistungen in der Schule steigen würden. Ich habe das von Anfang an sehr gerne gemacht und ich denke, dass man nur so zu Erfolg kommt. Schulmäßig hat sich das Training übrigens auch etwas bezahlt gemacht. Nun bin ich zum dritten Mal Staatsmeister im Luftdruckgewehr-Schießen geworden. 2005 holte ich den Titel zum ersten Mal, was für mich persönlich ein sehr großer Erfolg war, denn in diesem Jahr bin ich erstmals in der allgemeinen Klasse gestartet und gegen mich waren doch einige sehr routinierte Schützen angetreten. Es war wirklich ein prägendes Erlebnis für mich, dort als Jungspund zu gewinnen.
SOJ: Was war dein bisher größter sportlicher Erfolg?  
Martin Strempfl: Also ganz besonders waren die beiden Goldmedaillen bei den Militär-Weltmeisterschaften in Rio de Janeiro und die Bronze-Medaille im Luftgewehr bei der Europameisterschaft. Aber zu den emotionalsten Erfolgen gehören sicher die Staatsmeistertitel.
SOJ: Beim Schießen auf so einem hohen Niveau braucht man eine extrem ruhige Hand. Was ist dein Rezept um so entspannt zu sein?
Martin Strempfl: Eine ruhige Hand ist natürlich wichtig und eine Grundvoraussetzung. Wenn jemand zittert, hat er sich die falsche Sportart ausgesucht. Es kommt aber noch auf viele andere Herausforderungen an. Ganz wichtig ist die mentale Komponente, weil man es ja doch schaffen muss, zu einer gewissen Zeit seine Bestleistung abzurufen. Schließlich haben Sportschützen kein Ablassventil, wo man aufdreht und die Sache rennt. Vom ersten bis zum letzten Schuss kann alles passieren. Sogar beim letzten Schuss kann man noch leicht eine sicher geglaubte Goldmedaille „hergeben“. Es ist ein Irrglaube zu denken, dass wir Teilnehmer  nicht nervös wären. Wir haben einfach gelernt damit umzugehen und die Nervosität in positive Bahnen zu leiten. Das ist für mich auch der große Mehrwert dieser Sportart.
SOJ: Du hast mit deinen 32 Jahren schon so viel erreicht, was wäre für dich noch eine sportliche Herausforderung?
Martin Strempfl: Seit ich beruflich nicht mehr beim Bundesheer bin, ist der absolute Leistungsdruck für mich nicht mehr da. Nachdem ich früher in mehreren Disziplinen angetreten bin, konzentriere ich mich in Zukunft auf meine Hauptdisziplin „Luftgewehr“. Die Olympischen Spiele waren immer mein absolutes Ziel. Zu dem einen oder anderen Großwettbewerb werde ich sicher noch fahren. Wichtig wäre mir, dieses Wissen, das ich mir angeeignet habe, weitergeben zu können. Sei es jetzt direkt an Sportschützen oder in anderen Bereichen. Ich glaube nämlich, dass dieses Mentaltraining in ganz vielen Bereichen helfen könnte.
SOJ: Wie populär ist diese Sportart in Österreich?
Martin Strempfl: Der Schießsport gehört in Österreich nicht gerade zu den populärsten Sportarten, wobei sich schon einiges zum Positiven gewendet hat, gerade in den westlichen Bundesländern wie Tirol. Von der Tradition spielt der Schießsport eine starke Rolle. Schließlich ist der Österreichische Schützenbund der älteste Fachverband überhaupt in Österreich und hat auch mehr Mitglieder als der Skiverband. Das wird oft unterschätzt, sicher auch deswegen, weil der Schießsport in den Medien nicht so häufig vorkommt. Es ist aber durchaus eine gewisse Breite da, kommt aber eben auch auf das Bundesland an. Die Staatsmeisterschaft im Luftgewehr hat vor mir zum letzten Mal vor 30 Jahren ein Steirer gewonnen.
SOJ: Sind Luftgewehre frei erhältlich?
Martin Strempfl: Grundsätzlich sind das freie Waffen, die ab 18 Jahren erhältlich sind.
SOJ: Du warst neun Jahre beim Bundesheer im  Heeressportzentrum „stationiert“. Was machst du jetzt beruflich?
Martin Strempfl: Ich war anschließend zwei Jahre in beruflicher Bildung und habe die Matura nachgemacht. Jetzt bin ich beim „Genusshandwerk“ als Küchenchef beschäftigt. Es macht mir großen Spaß, dort mit hochwertigen und regionalen Produkten zu arbeiten. Außerdem fehlt es ja gerade im Cateringbereich nicht gerade an Abwechslung. Jede Location ist eine neue Herausforderung.
SOJ: Wie verbringst du deine Freizeit am liebsten?
Martin Strempfl: Zur Zeit mit Haus bauen und mit meiner Familie. Ich habe das große Glück, mit meiner Martina eine Frau gefunden zu haben, die immer hinter mir gestanden ist und mich unterstützt hat. Ich hoffe dass ich ihr etwas von der Zeit zurückgeben kann, wenn es nicht mehr so streßig ist. Einen Sohn haben wir schon und jetzt erwarten wir unser zweites Kind. Außerdem mache ich gerne Sport. Radfahren, Laufen, Klettern aber auch Langlaufen im Winter. Möglichst abwechslungsreich, das ist mir wichtig!

Süd-Ost Journal

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