Dagmar Koller: „Ich würde mit meinem alten Leben nicht tauschen wollen!“

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Dagmar Koller leitet die neue Frauenkrebshilfe Südoststeiermark in Bad Gleichenberg. Dagmar Koller leitet die neue Frauenkrebshilfe Südoststeiermark in Bad Gleichenberg.

Interview: Dorian Krois
SOJ: Was denkt man im ersten Moment, nachdem man eine Krebsdiagnose bekommen hat?
Dagmar Koller: Mir hat es momentan den Boden unter den Füßen weggezogen. Das Bekanntwerden dieser Diagnose war ja auf drei Etappen. Ursprünglich bin ich zu einer Routineuntersuchung gegangen. Das habe ich alle 6 Monate gemacht, denn nachdem meine Mutter an Krebs erkrankt war, bin ich sehr vorsichtig geworden. Bei jener Untersuchung war mein Arzt plötzlich sehr besorgt und wollte dann weitere Untersuchungen machen. Nach einem MRT und einer anschließenden Operation wurde mir eröffnet, dass eine Chemotherapie notwendig sein wird. In diesem Moment wurde mir erst wirklich bewusst, was das bedeuten wird und ich habe zum ersten Mal realisiert, dass ich Krebs habe. Ich habe dann um eine Psychologin gebeten und was die zu mir gesagt hat, werde ich nie vergessen: „Sie werden jetzt mit der Botschaft nichts anfangen können, aber wenn Sie das alles überstanden haben, werden Sie ein schöneres Leben haben als je zuvor!“. Diese Aussage trifft definitiv zu! Mein Leben ist gehaltvoller denn je. Ich möchte nicht mehr mit meinem alten Leben tauschen!
SOJ: Wie hat sich dein Alltag nun für dich verändert?
Dagmar Koller: Ich mache nur mehr das, was mir Freude bereitet! Ich muss nicht mehr, sondern ich mache. Und das was ich mache, mache ich liebend gern! So ist auch die Idee für die Frauenkrebshilfe entstanden. Das, was ich davor gemacht habe, mein Job, hat mir nie Freude gemacht. Da habe ich nur funktioniert. Und auch bei Veranstaltungen, zu denen ich musste, habe ich mich nie wirklich wohl gefühlt. Für mich war es eigentlich eine Scheinwelt, in der ich mich befand, da ich ja auch ein Mensch mit Tiefgang bin. Durch meine Erkrankung bin ich draufgekommen, was wirklich zählt im Leben. Der Zugang zum Leben ist jetzt intensiver als je zuvor. Ich sehe eine Blume blühen, höre Vögel zwitschern und erfreue mich am Auf- und Ableben der Natur.
SOJ: Wann ist dir die Idee für die Frauenkrebshilfe gekommen?
Dagmar Koller: Als ich bei einer meiner Chemotherapien in Graz ambulant war. Einem jungen Mädel ist es sehr schlecht gegangen und sie hat gesagt, dass sie jetzt heim muss und dann noch arbeiten geht. Ich war fassungslos. Doch sie fragte mich, wie sie sonst ihre Kinder durchbringen soll. Als ich das gehört habe, wusste ich, ich muss helfen! Gottseidank bin ich nicht in dieser misslichen Lage, denn manche kämpfen nicht nur um ihr Leben, sondern auch um das finanzielle Überleben. Das war für mich der Auftrag zu helfen. Denn wenn das noch dazu kommt, dass du um deine Existenz zittern musst, dann ist das doppelt schlimm. Mir ist auch soviel geholfen worden und diese Hilfe will ich jetzt weitergeben, denn ich habe gesehen, wie sehr die Region das braucht. In Graz hat ja mein Zugang zur Frauenkrebshilfe begonnen, weil ich dort meine Operationen gehabt habe. Dort war es für mich sehr wichtig, eine Plattform mit Gleichbetroffenen zu haben.
SOJ: Wer kann sich an die Frauenkrebshilfe wenden?
Dagmar Koller: Betroffene Frauen natürlich in erster Linie. Diesen möchte ich eine Plattform außerhalb des Krankenhauses bieten. Das ist sehr wichtig, denn die Ärzte geben im Spital alles an medizinischer Versorgung. Aber einfühlsame Gespräche sind da eigentlich nicht drin.
SOJ: Was bietet die Frauenkrebshilfe alles an?
Dagmar Koller: Jetzt in der Anfangsphase gibt es einmal im Monat einen Lady´s Day, wo wir Betroffenen uns zum Erfahrungsaustausch treffen. Zusätzlich wird es ab nächs- tem Jahr sehr wertvolle Vorträge von Fachärzten und Diätologie-Vorträge, wie richtige Ernährung bei Krebs usw. geben. Bei all diesen Vorträgen ist auch die Öffentlichkeit sehr herzlich eingeladen. Ich bin wirklich überwältigt, sehr viele Menschen haben mir ihre Unterstützung angeboten. Zusätzlich bieten wir bei uns in der Villa Birkenhof ab Jänner 2019 eine weitere Einrichtung an: Die Naturheilwerkstatt, die Harald Binder, ein sehr guter Freund von mir, betreiben wird. Er wird einerseits eine auf unser Programm abgestimmte Behandlung anbieten, aber natürlich auch auf die breite Öffentlichkeit eingehen. Harald Binder ist medizinischer Heiltherapeut und war unter anderem Spa-Manager in einem bekannten Wellnesshotel. Unser nächster Lady´s Day findet übrigens am 11. Dezember von 15 bis 17 Uhr statt. Das Programm wird so gestaltet, wie es sich eben ergibt. Ich will, dass sich alle, die in den Birkenhof kommen, sehr wohl fühlen!
Infos & Kontakt: Frauenkrebshilfe Südoststeiermark, Villa Birkenhof, Albrechtstraße 12 8344 Bad Gleichenberg E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! www.frauenkrebshilfe.at

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