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FrauenLeben/Im Blickpunkt Waltraud Hutter (Projektmanagerin der GenussHauptstadt Graz)

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Waltraud Hutter, die sympathische Frau mit Leidenschaft für die Gastronomie. Waltraud Hutter, die sympathische Frau mit Leidenschaft für die Gastronomie.

Ein Lebenswerk für Gastronomie & Kulinarik

Eine Herzensfrau mit viel Seele und Herzblut ist Waltraud Hutter. Schon als Kind schnupperte Waltraud die familiäre Gastronomie. Kulinarik, Gastronomie und Tourismus ziehen sich wie der besagte „rote Faden“ durch das Leben von Waltraud Hutter. Was Tourismus und Kulinarik in Graz und der Steiermark angeht, muss man vor ihr den traditionellen Steirerhut ziehen. Waltraud Hutter hat mit unglaublich viel Engagement und Herzblut den steirischen Genuss-Regionen und der GenussHauptstadt Graz ihren ganz persönlichen Erfolgsstempel aufgedrückt. Die ehemalige Bad Gleichenberger Hotelfach-Schülerin hatte mit Konsequenz, Wissen und geprägter Kommunikation gleichsam den Erfolg gepachtet. Stiftstaverne Rein, Hotel Alba Wiesler, Hotel Daniel, Operncafé ... Höchst erfolgreiche Stationen der ehr­geizig kreativen Waltraud. Unter ihrer Leitung wurde das Operncafé unter die 50 besten Kaffeehäuser Europas gereiht. Eine Glanzleistung, die auch das kulinarische Image der Grazer Innenstadt weiter anheben konnte. Und dann folgte ihr Erfolgskonzept „GenussHauptstadt Graz”. Eine herausragende Idee ist die „Lange Tafel“, die bereits zehnmal „aufgedeckt“ ist und somit zum einzigartigen Kulterlebnis wurde. Gleichzeitig wurde die „LangeTafel“ zu einem Gemeinschafts-Erlebnis mit 30 Partnerrestaurants und auch ein Event, das weltweit höchste Beachtung finden durfte. Allerbeste Ideen, die hochgradig in liebenswerter Weise von ihr zum Wohle der Steiermark durchgezogen werden. Die Stadt Graz und die Steiermark müssen auf ihre Waltraud Hutter wohl sehr stolz sein!

Bürgermeister Siegfried Nagl und Touristik-Chef Mag. Dieter Hardt-Stremayr wissen, was sie an ihrer Waltraud Hutter haben.

von Waltraud Hutter
Ein Leben für die Gastronomie, Hotellerie und den Tourismus, so könnte man meinen beruflichen Werdegang beschreiben, obwohl das ursprünglich nicht gerade mein Traumberuf war.
Als Tochter von Raimund und Eleonora Herold wuchs ich als ältere von zwei Schwestern in Gratwein-Au auf. Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich eine sehr freie und lustige Kindheit voller Abenteuer und mit stets zu Streichen aufgelegten Spielkameraden. Der großelterliche Bauernhof mit Gasthaus bot reichlich Gelegenheit, sich der elterlichen Aufsicht zeitweise zu entziehen. Als ich 8 Jahre alt war, wurde mein Wunsch nach einem Geschwisterchen erfüllt. Meine Schwester Katharina wurde geboren. Meine Eltern waren zu dieser Zeit schon mit der Planung eines neuen Gasthofes beschäftigt. Im Jahre 1964 war es dann soweit, unser neuer Gasthof ging in Betrieb und da waren viele Hände erforderlich, natürlich auch meine, und so habe ich schon sehr früh „ Gastro- Luft“ geschnuppert.


Als älteres von zwei Kindern war ich für die Übernahme des Betriebes vorgesehen und wurde, um mir die beste Ausbildung zukommen zu lassen, in die Hotelfachschule in Bad Gleichenberg geschickt. Anfangs war ich gar nicht so begeistert, ich tauschte mein freies Leben gegen ein sehr strenges Internat mit vielen Vorschriften und langen Schultagen ein. Doch nach einer Eingewöhnungszeit war ich eine begeisterte Hotelfachschülerin geworden. Nach Beendigung der Schule musste ich in den elterlichen Betrieb zurückkehren. Mein Vater hatte in sehr jungen Jahren einen Herzinfarkt erlitten und der Betrieb und meine Mutter brauchten Unterstützung. Nachdem mein Vater sich erholt hatte, gab es Expansionspläne: Die Stiftstaverne Rein wurde von uns übernommen und ich als Geschäftsführerin eingesetzt. In dieser Zeit habe ich meinen Mann kennengelernt, übrigens auf einer Tourismusmesse in der Nähe von Köln. 1973 haben wir geheiratet und 1974 kam unsere Tochter Eva zur Welt. Nach 10 Jahren und der Scheidung war es Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen. Meine heimliche Leidenschaft war die Hotellerie und so bewarb ich mich als Restaurantleiterin im neu eröffneten Hotel Alba Wiesler in Graz, einem 5 Sterne Hotel unter der Führung von Günther Huber und seiner Frau Doris. Ich blieb zwei Jahre, die Freundschaft mit den Hubers dauert nach all den Jahren noch immer an. Nach einem kurzen Ausflug nach Hamburg als Wirtschaftsdirektorin kehrte ich 1988 nach Graz zurück und übernahm die Direktion des Hotel Daniel – eine wunderbare Zeit, an die ich sehr gerne zurückdenke. Das Daniel, im Besitz der Familie Weitzer, bekam meinen vollen Datendrang ab, ob Restaurant, Küche oder Etage, plötzlich war mir bewusst, wie sehr ich diesen Beruf liebe und meine ursprünglich Absicht, etwas Kreatives, Künstlerisches zu machen, konnte in meine Tätigkeit einfließen. Kreativität, jeden Tag eine andere Herausforderung, immer mit Menschen in Verbindung sein, das macht unseren Beruf aus.

Unstet und immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen wurde mir 1995 das Operncafé angeboten. Eine ganz neue Ära begann mit der Übernahme dieser Institution. Mit viel Engagement und auch Verantwortung, die ein so berühmtes Café verlangt, schaffte ich es mit meinem Team, unter die 50 besten Kaffeehäuser Europas zu kommen und in einem tollen Bildband von Walter Vogel, das vom Reichtum europäischer Kaffeehauskultur berichtet, in einem Zug mit den berühmten Kaffeehäusern in Wien, Venedig, Budapest, Prag, Zürich usw. genannt zu werden.

Ein Erfolgsmodell, wie ein „kulinarisches Musical“, ist die „Lange Tafel“ inmitten der Grazer Innenstadt. Seit zehn Jahren höchst erfolgreich.

In der Zwischenzeit war ich Landesobfrau und Vizepräsidentin der BÖG (Beste österreichische Gastlichkeit ). In dieser Funktion habe ich sehr viel gelernt und bin in ganz Österreich mit Kollegen in Kontakt gekommen. Der Ball der steirischen Gastronomie und Hotellerie wurde geboren und auch die BÖG-Geburtstagsaktion, gemeinsam mit dem ORF, in der Steiermark gestartet. Über 20.000 Gäste brachten wir mit dieser Marketingaktion in die Partnerbetriebe der BÖG. Bei einem der BÖG Kongresse gab es ein Seminar mit dem Titel „ Pass auf was du denkst „ und ich ertappte mich dabei, dass mir immer wieder der Gedanke kam, ob es das beruflich jetzt schon war? Dann bekam ich, wie viele Frauen, die Diagnose, vor der alle Angst haben. Da die Begehrlichkeit bezüglich des Operncafés groß war, entschloss ich mich, meine Restjahre zu verkaufen.
Nach einem Jahr war ich genesen und ich begann, mit viel Herzblut, mir meinen Traum zu erfüllen, dem vom eigenen, kleinen, feinen Hotel auf der Weinstraße. Dieses Unterfangen war leider nicht von Erfolg gekrönt, mein Architekt hat die Baukosten so weit überschritten, dass ich Partner suchen musste. Leider hat das gar nicht funktioniert und ich stieg ein Jahr nach der Eröffnung aus der Gesellschaft aus und kehrte in mein geliebtes Graz zurück. Heute denke ich mir oft, es hat so sein müssen und meine Schritte wurden ganz bestimmt wieder zurück in „meine Stadt” gelenkt. 2007 waren die Tourismusverantwortlichen der Stadt Graz auf der Suche nach einem neuen Profil. Der Vorsitzende, Bernhard Reif-Breitwieser, rief mich an und fragte, ob ich nicht auch einen Vorschlag beizusteuern hätte, und so legte ich im November desselben Jahres mein Konzept der „GenussHauptstadt Graz” vor. Gemeinsam mit den GenussRegionen, die unter der Leitung von Grete Reichstaler standen und noch immer stehen, wurden Produzenten ausgewählt und Gastronomen gesucht, die sich der Idee anschlossen, möglichst viele Produkte aus steirischer Produktion in den Küchen der besten Restaurants in Graz zu veredeln. Mit 14 Partnerbetrieben begann das „Ex­periment“ GenussHauptstadt Graz und war erstaunlicher Weise in kürzester Zeit so erfolgreich, dass wir am 23. August 2008 offiziell vom Lebensministerium zur „GenussHauptstadt Österreichs” gekürt wurden. Beflügelt von dieser Auszeichnung begann nun die Arbeit an der touristischen Vermarktung. Gemeinsam mit der GTG, unter der Führung von MMag. Dieter Hardt-Stremayr und der finanziellen Unterstützung des Tourismusverbandes konnten Projekte, wie kulinarische Rundgänge, Kinderkochkurse und die Zu­sam­men­arbeit mit den Kulturschaffenden der Stadt Graz umgesetzt werden. Das gesamte Pro­gramm der Ge­nussHauptstadt Graz zähle ich jetzt nicht auf, das finden Sie auf unserer Homepage unter www.genusshauptstadt.at.
Aber die berühmteste Veranstaltung, die „Lange Tafel” darf hier nicht unerwähnt bleiben. Im heurigen Jahr findet sie zum 10. Mal statt, und ich hoffe natürlich auf schönes Wetter. Das ist die wichtigste Voraussetzung, um das Event erfolgreich über die Bühne gehen zu lassen, aber mindestens genauso wichtig ist die hervorragende Zusammenarbeit mit den 30 Partnerrestaurants, sie sind die eigentlichen Träger des Projektes. Gemeinsam mit den Unternehmern, den Köchen, den Servicemitarbeitern haben wir mit der „Langen Tafel” ein Event ge­­schaffen, das weltweit einen beachtlichen Bekanntheitsgrad entwickelt hat und uns Gäste aus Aus­tralien, Hong Kong, Japan, Amerika, um nur einige aufzuzählen, beschert, und das auch bei den Grazer Gästen unglaublich beliebt ist. Gerade diese Mischung macht es aus.
Ich darf mit Fug und Recht behaupten, beruflich angekommen zu sein und bin dafür sehr dankbar.
Privat ist die Familie das Wich­tigs­te. Meine Tochter ist eine erfolgreiche Arbeitsmedizinerin geworden, Schwiegersohn Dr. DI Thomas Jauk ein ebenso erfolgreicher Techniker und die beiden Kinder Nikolaus und Ferdinand sind natürlich mein großer Stolz. Wenn auch alle beruflich sehr eingespannt sind und die gemeinsame Zeit nicht immer ausreicht: Die Zeit, die wir gemeinsam verbringen, hat Qualität und ist von Liebe und Zuneigung geprägt, auch wenn die Diskussionen mit meinen heranwachsenden Enkelkindern oft recht anstrengend sind.
Mein Vater hat in der Zwischenzeit das 91. Lebensjahr vollendet und ist mit Internet, Navi und Handy super vertraut. Er pflegt außerdem die Imkerei und genießt die Jagd. Ein großes Vorbild, wie man alt werden kann, in dem man immer weiter lernt und sich nicht den technischen Errungenschaften der neuen Zeit verschließt. Meine Schwester lebt mit ihrer Familie in Kitzeck und mein Neffe, Clemens Maria Schreiner, ist ein bekannter Kabarettist, der trotz seiner Jugend schon fast ein alter Hase im Geschäft ist.
Seit zwei Jahren lebe ich auf dem Lande. Ein altes Haus habe ich mit viel Liebe renoviert und es ist für mich ein Hort des Wohlfühlens und der Geborgenheit, an dem man sich auch mit Freunden trifft, die ich auch hin und wieder begeistert bekoche. Kochen ist für mich Entspannung, abschalten und hinterher kann man herrlich genießen, wenn es gelingt.
Abschließend kann ich nur sagen, der liebe Gott hat es wirklich gut mit mir gemeint. Dafür bin ich sehr dankbar und aus den Dingen, die nicht so gut funktionierten, habe ich gelernt.