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FrauenLeben/Im Blickpunkt Andrea Maurer MBA (Unternehmensberaterin & Buisness Coach)

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Andrea Maurer lacht gerne über die eigenen kleinen „Ausrutscher“ Andrea Maurer lacht gerne über die eigenen kleinen „Ausrutscher“

Ottendorf, die Welt und wieder zurück

Vor 50 Jahren war Ottendorf und das gesamte Umfeld der südlichen Oststeiermark im Abseits. Im Abseits der Straßen, der Politik, der Visionen, der Zukunft und der Einkünfte. Einzig, die Sonne erwärmte schon immer diese Grenzlanderde intensiver als sonstwo. Die Therme Loipersdorf war noch nicht erfunden. Andrea Maurer hatte schon als kleines Mädchen erkannt, daß man als weibliches Wesen nur mit Bildung und Schulabschlüssen aus dieser damals gefestigten bäuerlichen Welt hinaus kann. Hinaus in die Welt. Es gab nicht allzu viel familiären Applaus, als Andrea mit eisernem Einsatz auch die Matura schaffte. Mit 20 sah Andrea ihr Leben und die Zukunft in Australien. Somit einmal quer durch Australien und die Einsicht, daß es für Ausländerinnen nur schlecht bezahlte Jobs gab. Also wieder zurück nach Österreich. Denn es ist besser, es zu probieren und loszugehen, und nicht am Ziel anzukommen. Besser, als von vornherein stehen zu bleiben. So denkt und fühlt Andrea Maurer. All die Lebensgeschichten dieser Welt inspiriert diese außergewöhnliche Frau aus Ottendorf. Gleichgültigkeit macht sie furchtsam. Mißgunst, Neid und Rassenhaß machen sie traurig. Freiheit ist, eben jeden Tag wieder erwachen und das Leben leben. Menschen zu helfen, mit Menschen zu arbeiten, findet sie einfach ganz toll. Seit einem Jahr ist Andrea Maurer als Unternehmensberaterin selbständig. Schwerpunkte sind auf Training von Führungskräften inklusive Kommunikations&Führungsverhalten ausgerichtet. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren im Berufsleben sind richtige Kommunikation, gegenseitiges Verstehen und gemeinsame Zielarbeit. Menschen brauchen Kommunikation zum Überleben. Am Zenit der allerbesten Entscheidungen ihres Lebens steht für Andrea Maurer die Hochzeit mit ihrem geliebten Mann im Jahr 2002. Mittlerweile gibt es zwei Kinder als höchste Bereicherung. Mittlerweile liebt Andrea Maurer auch die eigenen kleinen Mißgeschicke, noch mehr die „komischen Ideen“ ihres Mannes und noch mehr die Aussagen ihrer Kinder. Die Schwerpunkte ihrer Lebensgeschichten liegen in Dubai. Gemeinsam mit ihrem Mann war sie dort. Als Leiterin der HR Abteilung IBM Middle East mit 150 Mitarbeiterinnen. Jahre später die Verantwortung für die Führungskräfteentwicklung für IBM in Europa, Afrika und Naher Osten. Jetzt ist Andrea Maurer auf eigenem Wunsch wieder in Ottendorf. Führungskräfte kann man auch im Osten Österreichs unterstützen...

Im Jahre 2003 leitete Andrea Maurer die HR Abteilung IBM Middle East in Dubai mit rund 150 Mitarbeiterinnen. Die „weiße Chefin“ brachte Wind in die Wüste.
Höhepunkt in Dubai mit einem „Cosmopolitan“ im Burj Al Arab.
Der erfolgreiche Abschluß des MBA´s fiel in diese Zeit in Dubai. Andrea Maurer weiß bis heute nicht, wie sie das damals alles geschafft hat.

von Mag. Andrea Maurer MBA
Es ist 07.00 Uhr morgens und ich sitze gerade in meinem Büro im ehemaligen Pfarrhof in Ottendorf. Die Kirchenglocke hat gerade geläutet. Die Kinder sind in der Schule. Mein Mann sitzt in seinem Büro ein paar Türen weiter und arbeitet an neuen Projekten und Ideen. Neben mir liegt eine Kopie meines letzten Vortrags „Typisch weiblich! Meine Karriere”, mein aktueller Lebenslauf und meine To-Do Liste für diese Woche.
„Der Tag hat einfach ein bis zwei Stunden zu wenig,” denke ich mir und vervollständige die Mindmap, die das Gerüst für diesen Artikel darstellt.
Ich wurde vor nicht ganz 50 Jahren in Ottendorf a.d. Rittschein geboren. Aufgewachsen bin ich im Nachbardorf - einen Hügel weiter. Ich wuchs bei meiner Oma auf einem kleinen Bauernhof auf. Die Hühner liefen frei umher, ein paar Schweine gab es auch und viel Arbeit am Acker. Es war ganz natürlich, dass meine Schwester und ich diverse Arbeiten verrichten mussten. „Ich mag das nicht! Das mach ich sicher nicht!” diese Antworten gab es einfach nicht. Erstens wäre es zwecklos gewesen und zweitens mussten wir Kinder funktionieren. Das klingt hart, war aber so. „Geht es unseren Kindern heutzutage gut,” denke ich mir.
Meine Eltern waren von einfacher Herkunft und sehr traditionell. Mädchen einen Beruf lernen? Oder gar die Matura machen? Nicht notwendig! Warum? „Sie heiratet sowieso und bekommt Kinder. Dann bleibt sie daheim und wird vom Mann versorgt.” Nachdem meine Eltern ihr Haus gebaut hatten, war das Geld natürlich knapp. Die Nerven meiner Eltern lagen oft blank. Ein Großteil der Hausarbeit (Putzen, Gartenarbeit, …) mussten meine Schwester und ich erledigen. Ganz egal, ob es gefiel oder nicht!
An die Volksschule in Ottendorf habe ich nur wenig Erinnerungen. Aber ich ging gerne zur Schule und wollte nur lernen. Die Hauptschule besuchte ich in Riegersburg. In der 4. Klasse stellte ich mir immer wieder die Frage: „Was will ich werden?” Ich konnte mir viel vorstellen, aber nicht entscheiden. Immer wieder dachte ich mir: „Das klingt gut. Das wäre auch interessant. Aber für mein restliches Leben immer nur das? Unvorstellbar.” Damals war die Berufsentscheidung so fundamental. Wir dachten alle, dass diese eine Entscheidung unwiderruflich sei, für immer... Aber zum Glück traf ich ein Mädchen aus dem Nachbardorf. Sie schwärmte von ihrer weiterbildenden Schule HLW in Güssing. „Das kann ich auch,” dachte ich mir und beschloss trotz Skepsis meiner Eltern die HLW in Weiz zu besuchen. Allerdings gab es keine Busverbindungen nach Weiz. Internat? Gab es damals nur für Buben. Also suchten meine Freundin und ich ein Zimmer und wohnten als 14jährige allein. Stellen sie sich das vor!
Nebenbei begann ich auch im Gasthof Haberl als Kellnerin zu arbeiten und war als Jungscharleiterin im Einsatz.
Mit viel Fleiß und Durchhaltevermögen schafften meine Freundin und ich die Matura. Nun war der Weg für mich frei. Universität? Keine Chance, da kein Geld vorhanden war. Also suchte ich mir einen Job als Kellnerin (Servierdame) in der Schweiz. Ich sparte und sparte. Endlich konnte ich mir einen weiteren Traum erfüllen: Inskribieren an der Uni in Graz . Mit viel Elan begann ich das Studium Erwachsenbildung und Frauenforschung. Ich führte kein typisches Studentenleben. Ich bin oft umgezogen und habe in den verschiedensten WG-Konstellationen gelebt. Das Studium und Leben finanzierte ich mir weiterhin mit Jobs im Gastgewerbe, als Reiseleiterin, im Verkauf von Immobilien in Portugal.
Auf der Uni suchte ich mir einen Mentor, der an mich glaubte und mich bestärkte. Schon damals begann der Wunsch „Einmal-selbstständig-zu-sein” in mir zu keimen. Auslandsstudienaufenthalte in Wales/UK und Brisbane/Australien verstärkten diese Idee, allerdings wusste ich nicht, was ich machen sollte. Um meine Existenzängste („Wer braucht schon Erwachsenbildung”) und Selbstzweifel („Schaffe ich das Studium überhaupt?“) zu überwinden, machte ich nebenbei die Konzessionsprüfung für das Gastgewerbe. Nun hatte ich im Fall der Fälle vorgesorgt!
Nach Abschluss des Studiums stand ich wieder einmal vor wichtigen Entscheidungen. Ich wollte unbedingt in einem großen internationalen Unternehmen in der HR-abteilung arbeiten. Leider hagelte es nur Absagen, dann aber ergatterte ich einen Job bei IBM in einem Callcenter in Schottland. Nicht gerade der Traumjob, aber der Anfang war gemacht und meine Karriere nahm richtig Fahrt auf!
Bereits nach einem Jahr ging es zurück nach Wien, dem damaligen IBM Headquarter der Internationalen Human Resources Abteilung. In dieser IBM Schmiede für Verkaufstraining und Management Development hatte ich abermals das Glück einen Mentor und Förderer zu finden. Meine Jobs führten mich quer durch Europa, Naher Osten und Afrika. Ich wurde auch noch in IBM’s Top Talent Pool aufgenommen und begann am Henley Management College in UK ein von IBM finanziertes MBA Studium.
Im Jahre 2003 wurde mir die Leitung der HR Abteilung IBM Middle East, ca 150 MitarbeiterInnen in Dubai anboten. Wieder musste ich eine Entscheidung treffen. Aber dieses Mal war ich nicht mehr alleine. Gemeinsam mit meinem Mann zogen wir mit Sack und Pack nach Dubai. Es wurden anstrengende berufliche Jahre. In dieser Zeit gab es bei IBM große Veränderungen wie z.B. Übernahme von PWC, Verkauf der Laptopsparte. Weltweit mussten alle IBM HR Abteilungen diese Entscheidungen, verbunden mit Personalabbau, Personalintegration und gleichzeitig Hiring, umsetzen. Auch der erfolgreiche Abschluss des MBA’s fiel in diese Zeit. Keine Ahnung wie ich das geschafft habe! Aber wo ein Wille da ein Weg.
Nach weiteren Umzügen und Babypausen begann ich 2011 wieder bei IBM in Wien zu arbeiten. Ich trug die Verantwortung für die Führungskräfteentwicklung/training in Europa, Afrika und Naher Osten, und durfte die Leitung des internen MBA Programmes für Top Talent IBM MitarbeiterInnen aus diesen Regionen managen. Ich hatte einen sicheren, gut bezahlten Job, aber ich war nicht zufrieden. Es war an der Zeit sich zu verändern. Nach 16 Jahren IBM verließ ich IBM und machte mich selbstständig.