Paul Pizzera: „Humortechnisch sollte es beim Kabarett keine Grenzen geben“

Artikel bewerten
(0 Stimmen)
Paul Pizzera aus Graz ist der Senkrechtstarter der österreichischen Kabarettszene. Mit dem Song „Jedermann“ stürmt er derzeit auch die Charts. Paul Pizzera aus Graz ist der Senkrechtstarter der österreichischen Kabarettszene. Mit dem Song „Jedermann“ stürmt er derzeit auch die Charts.

Interview: Dorian Krois und Sandra Karlhofer


SOJ: Du überzeugst auf der Bühne mit pointierten, selbstironischen Stücken, gefärbt  mit steirischem Akzent. Wie kamst du auf die Idee, in die Kabarettszene einzusteigen?
Pizzera: Im Jahr 2011 hab ich beim „Grazer Kleinkunstvogel“ mitgemacht, ein Kabarett- und Kleinkunstwettbewerb im Theatercafé. Dort habe ich sehr viel gesehen und den Bewerb gewonnen, gücklicherweise.
SOJ: Gibt es irgendetwas, das du an deinem Leben als Kabarettist nicht magst?
Pizzera: Ja die Steuererklärung zum Beispiel (lacht). Nein es passt wirklich. Natürlich gibt es da Sachen wie zum Beispiel, dass man 2 Stunden vor dem Auftritt da sein muss und dann in einem Kammerl wie diesem hier abhängt. Aber das ist schon jammern auf höchstem Niveau. Kabarettist sein ist schon ein super Beruf und ich bin froh, dass ich den so ausüben darf.
SOJ: Pizzera klingt wie ein perfekter Künstlername – schon gar nicht würde man vermuten, dass dahinter ein Steirer steckt – wie oft wurdest du schon gefragt ob du  italienische Wurzeln hast?
Pizzera: Ja oft, das ist die klassische Verbindung. Aber eigentlich kommt der Name aus dem spanischen. Ich bin froh, dass es Paul als Vorname geworden ist – passt als Stabreim gut. Den Namen hab ich von meinem Urgroßvater, der in Voitsberg eine Ziegelfirma gegründet hat.
SOJ: Du hast einen Bachelor in Germanistik. Was wäre „Plan B“ gewesen – hätte es mit deiner Kabarettkarriere nicht geklappt?
Pizzera: Das war Gottseidank der Plan B! Ich habe nicht gewusst was ich machen soll und habe nach der Schule im Theatercafé und als Lehrbetreuer für körperlich behinderte Kinder gearbeitet. Studieren wollte ich unbedingt und dann habe ich eben Germanistik und Philosophie gemacht, weil ich immer sehr gerne gelesen und geschrieben habe. Aber das Studium wahr so wahnsinnig langweilig. Nach dem Bachelor habe ich dann aufgehört. Früher hat es noch geheißen, nach dem Bachelor das Studium abzubrechen, passt auch – ich wollte halt dass wenigstens irgendwas da steht.
SOJ: Was macht einen Kabarettisten aus?
Pizzera: Ich denke, dass man für die Bühne einen gewiessen Geltungsdrang braucht. Jeder, der sich auf die Bühne stellt hat einen kleinen Schaden. Schließlich liefert man sich den Leuten aus und sagt: Schaut her, ich kann was! Es ist natürlich ein Exponieren vor fremden Menschen. Ich glaube die Leute, denen es wirklich gut geht innerlich, stellen sich nicht auf die Bühne (lacht).
SOJ: Wo sind für dich die Grenzen als Kabarettist?
Pizzera: Ich persönlich habe natürlich Grenzen, ich finde aber, dass es humortechnisch keine geben sollte. Natürlich sind Kinderkrebs und Vergewaltigungen keine klassischen Themen worüber man Witze macht, aber es geht schon immer darum wie man es verpackt – Stichwort „der Ton macht die Musik“ und geschickt gemacht sollte man alles thematisieren dürfen. Auf der Bühne bekommt man ja auch sofort die Antwort vom Publikum. Ich fände es aber dumm, wenn man sagen würde: Darüber darf man in einer Show nicht sprechen. Man muss ja nicht unbedingt Witze über alles machen. Manche Themen kann man ja auch einfach behandeln.
SOJ: Einige Künstler verwenden in ihren Stücken Passagen aus ihrem Leben – trifft das auf dich auch zu?  
Pizzera: Man kann ja nur auf die Bühne bringen was man zumindest ansatzweise erlebt. Sonst ist natürlich vieles fiktiv. Authentizität ist mir jedoch sehr wichtig. Ich muss bei meinen Geschichten auf der Bühne das Gefühl haben – Ja das könnte wirklich so passiert sein!
SOJ: Was liegt dir persönlich mehr am Herzen – die Musik oder das Kabarett?
Pizzera: Das ist ja das coole, dass man beides vereinen kann. Ich mag auf beides nicht verzichten. Ich lache gerne und mache gerne Musik. Beides zusammen ist einfach schön. Der Song „Jedermann“, den ich zusammen mit Otto Jaus aufgenommen habe, war drei Wochen lang auf Platz 1 der Ö3 Austria Top40. Der große Erfolg war schon sehr überraschend für mich. Ich denke, dass Musik immer wichtiger wird.

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"