Motocross-Legende Helly Frauwallner: „Die Leidenschaft überwiegt!“

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Helly Frauwallner – die 58-jährige Motocross-Legende mit dem Wanderpokal des „Gibraltar Race 2016“. Helly möchte den Pokal natürlich noch eine Weile behalten... Helly Frauwallner – die 58-jährige Motocross-Legende mit dem Wanderpokal des „Gibraltar Race 2016“. Helly möchte den Pokal natürlich noch eine Weile behalten...

Interview: Dorian Krois
Helly Frauwallner aus Bairisch Kölldorf (Gemeinde Bad Gleichenberg) ist mit über 300 Siegen Österreichs Motocross- und Rallye Aushängeschild. Süd-Ost Journal Redakteur Dorian Krois traf den Rekordsieger vor seinem Start beim „Gibraltar Race“, das Frauwallner letztes Jahr für sich entscheiden konnte. Bei Redaktionschluss stand das Endergebnis leider noch nicht fest.
SOJ: Wo gehst du als nächstes an den Start?
Helly Frauwallner: In Bulgarien starte ich wieder beim „Gibraltar Race“, der einzigen Langstrecken-Rallye Europas. Diese führt über 15 Tage und 9.000 Kilometer quer über den Balkan nach Gibraltar.
SOJ: Ohne dir zu nahe treten zu wollen, aber ist die Teilnahme an so einem Rennen in deinem Alter nicht eine große Herausforderung?
Helly Frauwallner: Die Herausforderung ist enorm. Aber es ist gleich ob ich jetzt jung oder schon etwas älter bin. Das Rad der Zeit macht vor einem sicher nicht halt, aber deswegen muss ich nicht mehr trainieren, weil ich ständig etwas tue. Ich glaube ich bin heuer wieder sehr gut vorbereitet. Das war auch bei der Vorbereitungsrallye in Griechenland zu sehen. Dort habe ich in meiner Klasse klar gewinnen können und man konnte sehen, dass ich von meinem Speed in den letzten Jahren nichts verloren habe. Solange dass der Fall ist und ich vorne mitfahren kann, werde ich meine Rallyes weiter fahren. Wenn das noch ein paar oder auch viele Jahre sein werden, bin ich gerne dabei.
SOJ: Deine Maschine ist ja nicht gerade von der Stange. Was ist das für ein Motorrad?
Helly Frauwallner: Das Motorrad basiert auf einer Yamaha WR mit 450 ccm und 60 PS. Das ist reichlich für so eine Rallye. Seit 2012 setze ich auf diesen Hersteller und bin sehr froh, in diesem Team fahren zu dürfen. So wie man das Motorrad normal zu kaufen bekommt, ist es aber für die Rallyes nicht wirklich geeignet. Die Maschine benötigt eine Umbauphase von ca. 100 Stunden, wo meine Spezialmechaniker daran arbeiten. Das fängt natürlich mit einem größeren Tank an, dann werden die Schläuche herausgenommen, wir fahren nämlich nicht mit Luft, sondern verwenden Moosgummi. Außerdem wird das Fahrwerk anders eingestellt, ein spezielles Navigationssystem eingebaut uvm.
SOJ: Dein Mechaniker ist bei der Rallye natürlich auch dabei. Welche Arbeiten fallen meistens an?
Helly Frauwallner: Ohne Mechaniker würde man sowieso bei keiner Rallye starten können, völlig unmöglich. Wenn es an einem Tag keine besonderen Vorkomnisse, wie zum Beispiel einen Sturz gegeben hat, arbeitet der Mechaniker am Abend etwa 3 Stunden an der Maschine, das sind normale Servicearbeiten. Sollte etwas beschädigt sein, verlängert sich das natürlich erheblich. Es ist auch schon oft vorgekommen, dass der Mechaniker die ganze Nacht durchgearbeitet hat und ich die Maschine in der Früh direkt übernommen habe und an den Start ging.
SOJ: Was ist vor dem Start deine größte „Angst“?
Helly Frauwallner: Es ist immer die Gefahr da, dass bei den Sonderprüfungen, wo wir meist ziemlich schnell unterwegs sind, etwas passiert. In Indien zum Beispiel ist mir bei Vollgas ein LKW entgegengekommen, was überhaupt nicht hätte passieren dürfen. Aber der Veranstalter kann nicht alles zu 100 Prozent absichern.Manchmal passiert es, dass Fahrzeuge aus Nebenstraßen herauskommen und dann gegen die Strecke fahren. Oder dass dich ein Traktor blockiert. Damit muss man immer rechnen. Also passieren kann immer etwas!
SOJ: Wie schaut es mit der Nahrungsaufnahme während der Rallye aus?
Helly Frauwallner: Da muss ich schauen, dass ich sehr viele Kohlenhydrate zu mir nehme. Flüssigkeit ist natürlich ebenfalls sehr wichtig. Da ich nicht ständig stehen bleiben kann, um zu trinken, trage ich ein sogenanntes „Camel bag“, ein kleiner Rucksack mit einem Schlauch der in den Helm hinein führt. Da passen 2,5 Liter hinein.
SOJ: Welche Faszination übt dieser Sport nach deinen zahlreichen Erfolgen immer noch auf dich aus?
Helly Frauwallner: Während einer Rallye und den damit verbundenen Strapazen habe ich mir schon oft gedacht: „So und jetzt fahre ich keine mehr! Warum tue ich mir das überhaupt an? Ich könnte irgendwo in der Sonne liegen“. Aber jedes Mal habe ich dann auf der anschließenden Heimreise wieder gesagt:   „Also die könnte ich schon wieder fahren!“ (lacht). Also ich denke, das sagt alles. Die Leidenschaft überwiegt!

9000 Kilometer quer über den Balkan – Helly wir drücken die Daumen!

Letzte Änderung am Montag, 21 August 2017 13:42

Süd-Ost Journal

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