Ein Leben für die „Könige der Lüfte“!

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Falknermeister Raimund Weinhappel ist Eigentümer der Greifvogelwarte Riegersburg und international anerkannter Experte für Greifvögel und Eulen. Falknermeister Raimund Weinhappel ist Eigentümer der Greifvogelwarte Riegersburg und international anerkannter Experte für Greifvögel und Eulen.

Interview: Dorian Krois
SOJ: Du hast letztes Jahr dein 30. Jubiläum mit der Greifvogelwarte auf der Riegersburg gefeiert. Wie bist du ursprünglich auf den Falknerberuf gekommen?
Raimund Weinhappel: Die Falknerei ist mir anscheinend in die Wiege gelegt worden, denn schon als kleines Kind haben mich Greifvögel fasziniert. Wenn andere Fußballspielen gegangen sind, habe ich irgendwo einen Turmfalken beobachtet. Im zarten Alter von 10 Jahren habe ich dann zufällig einen verletzten Sperber bekommen. Von da an ist es mit der Falknerei konstant bergauf gegangen. Seit 1987 betreibe ich die Falknerei schon professionell.
SOJ: Wie lange dauert es, so einen Greifvogel abzurichten?
Raimund Weinhappel: Das ist ganz unterschiedlich und kommt auf die Art und Größe des Vogels darauf an. Aber eigentlich brauchen wir, um einen Greifvogel in den Freiflug zu bringen, ungefähr 12 bis 14 Tage. Es gibt dann auch ein Aufbautraining, wo man die Vögel dann auf Kondition, Kraft usw. egal ob für die Beizjagd oder für die Vorführungen, weitertrainieren muss. Aber auch so ein Jagdfalke ist nach drei Monaten spätestens fertig für die Jagd und komplett konditionell und kraftvoll.
SOJ: Welche Arten kommen bei den Vorführungen zum Einsatz?
Raimund Weinhappel: Da haben wir eigentlich alles – von den kleinsten Falken und kleinen Eulen über verschiedenste Bussarde, Milane, Adler, Geier. Wir haben auch Exoten dabei, wie afrikanische Schlangenadler. Also ein sehr breit gefächertes Spektrum. Unser neuester Aufhänger ist der größte Adler der Welt, der Riesenseeadler.
SOJ: Wie sieht die Ausbildung zum Falkner eigentlich aus?
Raimund Weinhappel: Die Falknerei ist ja eine Jagdart. Die erste Prüfung, die man braucht, ist also eine Jagdprüfung. Danach ist es sinnvoll, sich an Institutionen oder Personen wie mich zu wenden, um eine Erfahrungsplattform zu schaffen. Es ist auch gut, sich einem Verein anzuhängen, oder zu uns auf die Riegersburg zu kommen und da einmal über Monate hineinzuschnuppern, um einfach gewisse Grundlagen zu lernen.
SOJ: Ist der Falknerberuf eher eine Männerdomäne oder gibt es auch Falknerinnen?
Raimund Weinhappel: Lange Zeit lag das Geschlechterverhältnis so bei 98 zu 2 für Männer. Mittlerweile sind immer mehr Frauen auf die Falknerei gekommen. Bei uns im Betrieb haben wir schon mehr Frauen beschäftigt als Männer. Wir haben auch zwei Lehrlinge, das sind aber Burschen. Aber sonst besteht der Rest vom Team aus Frauen.
SOJ: Ist es bei den Vorführungen eigentlich eine Spannung da, ob der Vogel wohl wieder zurückkommt?
Raimund Weinhappel: Das mit dem Zurückkommen ist gar kein Problem. Die Problematik, dass ein Vogel wegfliegt ist beinahe überhaupt nicht da. Das Problem ist eher, den Greifvogel zum Fliegen zu bewegen. Das ist nämlich ein Raubtier, exakt wie auch ein Löwe. Und im Prinzip will der gar nichts machen. Der will wie ein Löwe den ganzen Tag im Schatten liegen und sein Futter bekommen. Da gehört dann doch ein gewisses Fingerspitzengefühl dazu, um den Greifvogel regelmäßig zum Fliegen zu bekommen.
SOJ: Wie alt werden die Tiere eigentlich?
Raimund Weinhappel: Es gibt dabei ein Alter in der freien Natur und eines in Menschenhand. In Menschenhand werden die Vögel etwa 2/3 älter als in der Natur, weil der Revierstress sehr groß ist und wenn ein Greifvogel sein Revier verliert, dann ist er tot. Es gibt Steinadler, die in der Gefangenschaft 94 Jahre alt geworden sind. In der freien Natur gibt es kaum einen Adler, der 30 Jahre schafft.
SOJ: Züchtest du die Vögel selbst oder kaufst du auch dazu?
Raimund Weinhappel: Wir züchten Greifvögel selber und haben uns derzeit komplett auf Jagdfalken spezialisiert und haben auch früher schon sehr viele Weißkopfseeadler gezüchtet. Nach unserem Umbau auf der Riegersburg, werden wir versuchen, uns auf verschiedene Adler und auch Geierarten zu spezialisieren. Wenn wir auf der Riegersburg neue Greifvögel zeigen wollen, werden diese auch angekauft, oder teilweise auch mit Freunden aus dem In- und Ausland mit Tieren von uns getauscht.
SOJ: Was machen die Tiere im Winter?
Raimund Weinhappel: Da fliegen die Greifvögel nicht. Ein Teil der Tiere wird für die Zucht verwendet. Oder dann ist auch der Federwechsel. Wir beginnen etwa einen bis ein­ein­halb Monate, bevor wir mit der Greifvogelwarte wieder aufsperren, mit dem Training.
SOJ: Traditionell kommt die Falknerei ja aus dem Orient. Hast du dort auch Kontakte?
Raimund Weinhappel: Wir haben da sehr gute Kontakte in diese Länder. Egal ob das jezt Dubai, Abu Dhabi oder auch Katar ist. Das sind so die Länder, mit denen wir auch Geschäfte machen. Die Falknerei hat dort einen ganz anderen Stellenwert. Die Falknerei ist dort eine Lebenseinstellung und allgegenwärtig. Auf jedem Geldschein ist ein Falke abgebildet und auch in jedem Wappen eines Scheichs ist irgendwo einer drinnen. Man kann fast sagen, dass die Falknerei dort zur Familie gehört, wie auch die Kinder. Vorführungen gibt es dort aber nicht, es wird wirklich nur gejagt.

Süd-Ost Journal

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