FrauenLeben/Im Blickpunkt Rebecca Kesselbacher (Hoteldirektorin im Lambrechterhof)

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Einmal richtig entspannt: Rebecca Kesselbacher mit Ehemann Albin und dem höchst artigen Sohn Raphael zuhause in Klagenfurt. Einmal richtig entspannt: Rebecca Kesselbacher mit Ehemann Albin und dem höchst artigen Sohn Raphael zuhause in Klagenfurt.

Aus der Enge der ganz kleinen Welt in der Oberpfalz, wo es „ums verrecka“ kein Mensch aushält, der nicht nur volle Provinz erleben möchte, hinein in die große Welt. Rebecca war schon immer lebhaft und temperamentvoll. Ein Blondschopf voller Ideen und Tatendrang. Die damalige Beengtheit der Schule wechselte sie mit den Einstieg in Gastronomie und Tourismus. Und daß Lehrjahre keine Herrenjahre sind, das wußte Rebecca schon im Vorhinein. Also lernte Rebecca im Schnelltempo aus Eigenantrieb alles, was es nur so zum Erlernen gab. Nach der Lehrzeit dann mit ausreichend Wissen und Praxisnähe vollgepfropft, die Karriereleiter rauf. Rebecca wurde in die Hotelburgen der geadelten Hotellerie aufgenommen: Steigenberger, Interalpenhotel Tyrol, Posthotel Achenkirch. Ach ja, Rebecca wollte ja auch noch die Meere sehen. Auf Schiffen bei Sturm und Wind romantisch die salzige Luft spüren und das Salzwasser in der Gischt schlucken. Rebecca wurde zum mystischen blonden Wirbelwind als Restaurantleiterin auf dem Kreuzfahrtschiff. Viele Länder, viele Menschen und viele Schicksale durfte sie erleben. Das Schicksal wollte es, daß Rebecca wieder Landratte wurde. Dann startete sie nochmals wissenmäßig durch und wurde nach viel Lernerei und Prüfungen „Staatlich geprüfte Hotelmeisterin“. So wurde Rebecca Hoteldirektorin in Bad Eisenkappel. Aber das war ja lange noch nicht alles.

In ihrem ganzen Leben reizte es Rebecca immer, etwas zu lernen und auch Prüfungen zu belegen. So wurde Rebecca auch Yogatrainerin und Ernährungs- und Diätberaterin. Plötzlich dann der Mann ihres Lebens und die Geburt ihres Sohnes. In der sogenannten Ruhepause von Schwangerschaft und Karenz veröffentlichte Rebecca zwei Bücher. Dann nochmals der Ruf der Schiffe. Zwei Jahre Hoteldirektorin auf Flußschiffen. Den „Ruf der Familie“ nahm Rebecca wahr. Im Jufa-Sportresort in Gnas wurde Rebecca für drei Jahre Hausleiterin. Der Gnaser Dialekt ist an ihr spurlos vorüber gegangen. Mittlerweile hat Rebecca die berufliche und familiäre Ideallösung gefunden. Im Naturparkhotel Lambrechterhof im wunderschönen St. Lambrecht ist sie Hoteldirektorin. Die Fahrt ins Private nach Klagenfurt ist problemlos. Rebecca arbeitet schon wieder an weiteren Ausbildungen. Ach ja, das dritte Buch sollte auch demnächst einmal erscheinen. Fleißig heißt Rebecca...

Lambrechterhof-Trio: Rebecca Kesselbacher, Erich Pucher und Bertram Meier.
Hotelchefin Rebecca Kesselbacher mit „Genussmobil“ auf Kulinariktour.

von Rebecca Kesselbacher
Ich wurde 1982 als Rebecca Désirée Kesselbacher, als eines von gesamt zwei Kindern, in Neustadt an der Waldnaab geboren. Aufgewachsen bin ich in einem 2000-Seelenörtchen, mitten in der streng katholischen Oberpfalz mit dem kleinen Bruder und den Hunden, als evangelischer Sonderling. Selbst in den modernen 80igern war in Berg die Zeit noch stehen geblieben und irgendwie wollte die Meierei nicht so recht ins beschauliche Ortsidyll passen. Meine Mutter Marlies, selbstständig mit einer Schneiderei, war so gar nicht mit Ihrem Herd verheiratet. Vater Gerd war stets auf Dienstreise und aktiver Roter und Gewerkschafter im schwarzen Bayern. Wir Kinder waren lebhaft und wenig zurückhaltend im Kundtun der eigenen Meinung. So kreativ, weit weg von allen Konventionen gibt es einen Satz, der in all meinen Zeugnissen wiederzufinden ist: Rebecca ist eine lebhafte und temperamentvolle Schü­lerin. Heute wird mir noch sehr oft gesagt, ich sei laut. Aber sag das einem lauten Menschen! Natürlich weiß ich, dass mein Weg eher ungewöhnlich ist, aber für mich ist er eben mein Alltag.
Ich habe damals das Gymnasium abgebrochen und meine mittlere Reife abgeschlossen weil ich in der starren Schulwelt meinen Platz nicht finden konnte und die Vorstellung, noch drei weitere Jahre in engen Klassenzimmern festsitzen zu müssen, war für mich mit 15 unvorstellbar. 1998 begann ich dann meine Lehre zur Hotelfachfrau, 75 Kilometer von meinem Heimatort entfernt, in einem klassischen Fami­lienbetrieb 3*, in dem Senior- und Junior-Generation noch Seite an Seite arbeiteten. Frisch von zu Hause ausgezogen habe ich die Höhen und Tiefen meiner Ausbildung und neuen Freiheit in vollen Zügen genossen.
Entgegen vieler meiner Lehrlingskollegen wollte ich nach der Lehrzeit aber nicht in der Nähe bleiben, doch verbrachte ich ein Jahr in der Studentenstadt Regensburg. Als Gesellin im Steigenberger Hotel 4* wurde mir das Business Umfeld allerdings schnell überdrüssig. War es doch nicht das, weswegen ich diesen Beruf gelernt hatte. Für die große weite Welt noch ein Stückchen zu „verunsichert“, war ich dann ganz stolz, mit 20 im renommierten Interalpenhotel Tyrol 5*S eine Anstellung für die Wintersaison bekommen zu haben.
Beflügelt von dem Aufwind ins „Ausland“ gegangen zu sein, zog es mich vom Winter in den Bergen, zum Sommer am See. Im Posthotel Achenkirch 5* verbrachte ich eine kurzweilige Sommersaison, wie auch zuvor immer im Service. Doch ich wusste schon damals: Ich habe Großes vor! Ich wollte die Welt sehen und Karriere machen. Als ich dann kurz nach meinem 21-igsten Geburtstag die Nachricht bekam, ich sei im deutschen Hochadel der Seefahrt angenommen worden, der traditionellen Deilmann Reederei, gab es für mich kein Halten mehr.
Im September stieg ich in Funchal ein und kann mich noch wie heute erinnern, als ich mit meinem riesigen Koffer und meinen Träumen bepackt vor dem Schiff stand und mit schlagendem Herzen an der Gangway dem Loading zuschaute. Als ich mich in Richtung Eingang bewegte schrie es von oben mit tiefer Stimme: „Ey Männer, FRISCHFLEISCH“. Dort schluckte ich das erste Mal durch, doch stapfte tapfer in den Innenraum des Schiffes, um mich beim Crewpurser zu melden und meine Position zu erfragen…
Der Rest ist Geschichte. Binnen kürzester Zeit kannte jeder den kleinen blonden Wirbelwind aus Deutschland. Da ich immer schon sehr fleißig und lernwillig war, rotierte ich binnen vier Wochen von der Bar, in den Service und von der Kellnerin zur Oberkellnerin für die Weinstewards. All dies bei traumhafter Meereskulisse vom Mittelmeer, über den Senegal, von der Karibik bis nach Chile und wieder zurück. Meinen ersten Vertrag verlebte ich mit der Mittelmeertour bis nach Südamerika. Nach einer dreiwöchigen Pause erlebte ich dann im zweiten Vertrag das Mittelmeer, über das gesamte Baltikum bis nach Spitzbergen.
Ich liebte die Seefahrt und besonders den rauen Seegang. Während viele meiner Kollegen mit den Wellen und der berüchtigten Übelkeit zu kämpfen hatten, stellte ich mich bei Wind und Wetter auf Achtern und hielt die Nase in den salzigen Sturm. Es kam mir so vor als sei ich für die Seefahrt gemacht, bis die Nachricht kam, unser Schiff wird außer Dienst gestellt. Meine Enttäuschung war grenzenlos und ich überlegte was meine nächsten Schritte sein sollten. Ich konnte mir ein Leben als Kellnerin/Restaurantleiterin nach fast zwei Jahren auf See einfach nicht mehr vorstellen. Nach einigen Wochen echter Krise raffte ich mich innerlich auf und beschloss meine Weiterbildung in Angriff zu nehmen. Nach einiger Recherche entschied ich mich für die sehr praxisnahe Ausbildung zur „Staatlich geprüften Hotelmeis­terin” am Gastronomischen Bildungszentrum in Rothenburg ob der Tauber. Nach fünf Monaten intensiver Schulung und Abschluss meines Meis­terbriefes durfte ich noch einen kurzweiligen Sommer in Paris als Crewpurser und Zahlmeister verbringen. Allerdings war in dieser Zeit für mich klar, dass ich mit all meinem Wissen und meinem frisch erworbenen Diplom den nächsten Schritt machen wollte, im Management. Umso größer war meine Freude, als ich im Gesundheitszentrum Bad Eisenkappel eine Stelle als stellvertretende Hoteldirektorin bekam.
Nach einem kurzen und arbeitsintensiven Jahr, stand ich nach meinem ersten Urlaub vor der Tatsache, dass sich mein Hoteldirektor „aus dem Staub” gemacht hatte und was nun? Als der Geschäftsführer mir dann mit fast 24 das Angebot machte, 108 Mitarbeiter und 220 Betten in Leitung zu übernehmen, sah ich mich beruflich am Ziel all meiner Träume. Getrieben von Ehrgeiz und Einsatz erlernte ich im Fernstudium den Diplomierten Ernährungs- und Diätberater und machte zusätzlich eine Ausbildung zur Yogatrainerin. Fast zeitgleich lernte ich bei einem Termin mein persönliches Schicksal kennen. Natürlich kam der Herr Medienprofi zu spät und hatte damit einen perfekten Auftakt für ein Gespräch außerhalb der üblichen Konditionen. Dass somit mein zukünftiger Mann vor mir stand, war ihm schneller klar als mir. Das Ergebnis all seiner Bemühungen wurde dann recht schnell von der Tatsache, dass wir bald zu dritt sein würden, gekrönt. Somit endete die Ära Bad Eisenkappel. Nun lebe ich in Klagenfurt.
Während der Schwangerschaft und kurz nach der Geburt meines Sohnes publizierte ich meine beiden Bücher, da das alleinige Glück als Mutter für mich nie ausreichend war. Mir fehlte der Trubel der Hotellerie und Gastronomie und ich war schnell unleidig zu Hause. Erstmals in meiner beruflichen Laufbahn war ich mit der Tatsache konfrontiert, dass man als Mutter keine großen Chancen am Arbeitsmarkt hat. Nach einigem Hin und Her entschieden meine Eltern, mir in der Kindererziehung unter die Arme zu greifen, und mein Mann mich schweren Herzens beruflich wieder auf Reisen gehen zu lassen. Ich erhielt eine Anstellung als Hoteldirektorin auf meinen alten Flussschiffen, der Deilmann Flotte, welche nach dem Konkurs an Nicko Tours gingen. Zerrissen zwischen Mann, Kind und Karriere gab mir mein Mann nach zwei Jahren zu verstehen, die Familie wieder näher bei sich wissen zu wollen. So fand ich im 200 Kilometer entfernten Gnas meine Anstellung als Hausleiterin des Sportresorts, mit der Möglichkeit, meinen nunmehr 3-Jährigen mitzunehmen. Drei Jahre pendelten mein Mann und ich zwischen Klagenfurt und der Südoststeiermark.
Der derzeit letzte Meilenstein wurde durch die persönliche Frage, wo unser Kind den einmal zur Schule gehen sollte, mit der Rückkehr nach Klagenfurt getroffen. Ich bin glücklich, meinen heutigen Arbeitgeber, das Naturparkhotel Lambrechterhof, gefunden zu haben. Mit der Anstellung hier darf ich Hotellerie auf höchstem Niveau genießen und meine Familie ganz nah an meiner Seite haben. Um dieses Glück weitergeben zu dürfen, habe ich vor einiger Zeit eine Ausbildung als Diplomierter Coach und Kinesiologin begonnen, um für meinen Mitarbeitern einen lebenswerten und gesunden Arbeitsplatz schaffen zu können. Zur Zeit schreibe ich an meinem dritten Buch und warte gespannt auf die neuen Flausen, die mir mein verrückter Hummelhintern wieder in den Kopf setzen wird.

Die blonde Rebecca sofort bestens mit den Eingeborenen beim Landgang.
Auch im nördlichen Eismeer fühlte sich  Rebecca erfrischend gut.

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"