FrauenLeben/Im Blickpunkt Christine Derler (Fotografin mit sensiblem Weitblick)

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Die „Foto-Christl“ als Power-Frau. So kennt man Christine Derler bei all ihren Foto-Reportagen. Die „Foto-Christl“ als Power-Frau. So kennt man Christine Derler bei all ihren Foto-Reportagen.

Christine Derler ist die „Fotografin“ der Sinne

Die „Foto-Christl“ ist zwei Tage nach dem Süd-Ost Journal-Herausgeber Hannes Krois im Landeskrankenhaus Feldbach an einem 20. März auf die Welt gekommen. Es waren keine einfachen Zeiten. Schön waren dann später die Tautage Anfang März. Dann zogen Christl und Hannes kleine „Wasserbäche“ im aufgeweichten Dreck des Innenhofes des Eckhauses am Hauptplatz in Feldbach. Die Mütter begutachteten kritisch diese Beschäftigung. Damit ja kein Textilteil einen Dreckspritzer bekommt. Die Welt der kleinen Christl waren schon immer Fotoapparat, Dunkelkammer und die damals noch bestehende kleine Landwirtschaft in der Stadt Feldbach. Die Nachkriegszeiten brachten einfache Freuden. Vielleicht ein Schmalzbrot mit Salz und einen Saft. Frucade, Coca Cola, Königsperle oder „Sauerwasser“  gab es höchstens an Festtagen. Dieser sehr eingegrenzte Luxus erbrachte aber für sensible und intelligente Gemüter eine Bewußtseinserweiterung der Sinne, speziell im Sehen und Denken. Wir sahen die Blätter im Wind, die Ameisen, Bienen und Schmetterlinge. Wir spürten den Wind, den warmen Regen, Sonne und Schatten.
Wir Märzenkinder der Nachkriegsjahre konnten die Natur in allen Jahreszeiten riechen und erfreuten uns an den Früchten des Gartens. Christine Derler spürte in sich unglaublich viele Talente. Die enorme Bindung an ihre Familie, das traditionelle Fotoatelier und Feldbach reduzierte jedoch alles auf das Wesentliche. Ihre große Kreativität brachte Christine in ihren Fotos ein. Der Unterschied zwischen „Knipsen” und Fotografieren wird von dieser Top-Fotografin seit Jahren praktiziert. Christine findet in ihren Bildern das Charisma jedes Menschen. Es geht um den ganz speziellen Augenaufschlag, den besonderen Blick und den Augenblick. Christine Derler ist eine Künstlerin. In einer Stadt wie London wäre sie der Mittelpunkt in einer Ausstellung. Mit nahezu „englischem Charme“ steht sie über den Dingen und hat für alles noch ein Lächeln übrig. Nach den Tälern des Lebens findet Christine Derler die große Sinnhaftigkeit auf speziellen Höhen. Die Feldbacher können stolz auf die ungewöhnliche „Power-Frau“ sein, die allein schon in ihren Bildern zeigt, wie schön das Leben sein kann. Fotografiert von Christine Derler, die Zeit und Raum auf Bildern verewigt hat.

Christine & Hannes waren Nachbarskinder und Jugendfreunde. Ein wenig schüchtern war Christl damals schon.
Christine Derler und Christine Promitzer. Ein Profi-Team mit viel Herzblut und Kreativität.
Mit Bgm. Josef Ober verbindet Christine Derler eine „Herzblut-Beziehung“ zur Stadt Feldbach mit all der Geschichte.

von Christine derler:
Zwei Bürger der Stadt Feldbach, Christine Derler und Hannes Krois, wurden als Märzen-Kinder in Feldbach geboren.
Christine Derler wohnte 65 Jahre lang  in der Grillparzerstraße,wo sie  mit Hühnern, Schweinen, Katzen und Kühen (landwirtschaftliches Leben von Seiten der Großmutter, Aloisia Trummer) und einem Fotoatelier mit kleiner Dunkelkammer für Schwarz-Weiß-Fotografie (seitens des Großvaters und Geschäftsgründers im Jahre 1903) aufwuchs. Sie beschreibt ihre Kindheit und Erwachsenenleben folgendermaßen:
Das Leben war turbulent und aufregend – und … bereits in frühen Jahren vom Geschäftssinn geprägt. So durfte ich bereits mit 5 Jahren allein in den Klosterkindergarten gehen, da keine Straße zu überqueren war. Allerdings mit der „Auflage“ alle Nachbarn, die in der Grillparzerstraße wohnten, zu grüßen. Weiters wurde ich dann auch oftmals mit einem  kleinen Körbchen und etwas Geld ausgestattet, zum Tengler (Gemischtwarenhandlung in der Grazerstraße) geschickt, um Germ, Margarine und Zucker zu kaufen.
Die Volks- und Hauptschule wurde in Feldbach absolviert, immer auch als Mitglied eines Schülerchores, den es jeweils in beiden Schulen gab. Mein musikalisches Talent vervollständigte ich nebenbei mit Musikstunden im Akkor­deon bei Sr. Maria Cordis. Anschließend hatte ich einen für mich sehr großen „Karriereknick“. Zu gerne hätte ich die Handelsakademie besucht, das mir aber nicht gestattet wurde, da ers­tens das Fotogewerbe für mich vorgesehen war, und zweitens die Buchhaltung von meinem 85-jährigen Großvater übernommen werden musste. So absolvierte ich nun, neben der Handelsschule, die Fotografenlehre im Geschäft meines Vaters.
Einige Aufenthalte als Volontärin bei befreundeten Fotostudios folgten, bis ich 1974 die Meisterprüfung für Fotografie ablegte. Im Laufe der Jahre stellte ich fest, dass mir die Fotografie große Freude bereitet und mir meine angeborene Empathie und das Inte­res­se für Musik und Kunst sehr entgegen kam. Im selben Jahr heiratete ich einen Musiker und hatte in der Folge viele Möglichkeiten, meiner Leidenschaft für Musik zu frönen.
Tochter Andrea und Sohn Alexander wurden geboren, welche ich allerdings allein, mit Hilfe meiner Eltern, nach wie vor in der Grillparzerstraße, großgezogen habe, nachdem die Ehe 1982 geschieden wurde.
 Das ganz normale Geschäftsleben nahm seinen Lauf. Das Chorsingen und das Musizieren beim Akkordeonorchester „Akkordiana“ in Graz und „Morino“ in Fürstenfeld füllten meine übriggebliebene Freizeit. Die Arbeit war für mich immer Lebenselixier. Ob ich persönlich gute oder auch weniger gute Tage hatte – die Arbeit gab mir immer die Balance, die ich brauchte. Ob ich durch gesunde oder kranke Zeiten gehen musste, die Arbeit gab mir zu jeder Zeit Halt.
 Andrea hat später bei den Ursulinen maturiert, Alexander im Borg Feldbach. Das war dann für mich der Zeitpunkt, wo ich mich dazu entschied, die Matura nachzuholen. Ich hatte das Glück, daß gerade zu diesem Zeitpunkt die „Berufsmatura“ in Feldbach angeboten wurde.  Als ich das erfahren hatte, stieg ich sofort ein und schloss diese  4 Jahre später ab.
Bis 2006 war die Branche der Fotografen gut, wie jedes andere Handwerk. Man konnte etwas Geld verdienen, wenn man sich bemühte, kreativ war und gute Qualität liefern konnte. Doch das änderte sich wirklich schlagartig, als die digitale Fotografie Einzug hielt. Nicht nur, dass renommierte Firmen Pleite gingen, sondern auch uns nichts bieten konnten. Weder gute, leistbare Hardware, von der Software gar nicht zu reden. Agfa, Kodak, Hasselblad, Leitz – alle meldeten Konkurs an. Wir wussten nicht, wo wir die Waren bestellen, wo wir entsprechende Dienstleistungen anfordern sollten. Eigentlich konnte uns die ersten brauchbaren Seminare zur digitalen Fotografie nur die Wirtschaftskammer anbieten. Diese An­gebote haben wir gerne gegen Bezahlung angenommen. Nur, womit die neuen Geräte bezahlen? Für die qualitativ hochwertigen analogen Kameras, Vergrößerer, Entwicklungsmaschinen hat man einen Spottpreis bekommen. Die Umsätze waren im Keller, weil ja praktisch jeder Mensch plötzlich „gut“ fotografieren konnte. Alles, was nicht brauchbar aufgenommen worden ist, hat man am PC mit einem Bildbearbeitungsprogramm ver­bessert. Dennoch haben wir alle diese  Krisen gemeistert und mit „wir“ meine ich hauptsächlich, Christine Promitzer und mich.
Christine hat bei meinem Vater mit der Fotografenlehre begonnen und ist jetzt nach 38 Jahren um viel Können und Erfahrung reicher, weil sie: Immer lernbereit war, und sich Veränderungen angepasst hat.
 So war es im Jahre 1987, als mein Vater starb, der immer das analoge Farblabor mit Leidenschaft betreute, notwendig, dass jemand diese anspruchsvolle Aufgabe des Fotoausarbeitens übernimmt. Dazu war große Lernbereitschaft und Einfühlungsvermögen in Farbabstimmung, Belichtung und das Arbeiten ganztägig im Dunklen eine große Herausforderung für sie. Wir wussten damals natürlich noch nicht, dass all dieses Wissen auch später im digitalen Bereich gut einzusetzen sein würde.  
Im Jahr 2006, als die digitale Fotografie dann wirklich die analoge gänzlich ersetzt hat, war es notwendig geworden, alles an einem Platz auszuführen. Dazu war unser kleines Geschäft in der Bismarckstraße nicht geeignet. Es hat sich das Haus am Torplatz 2 angeboten, welches gänzlich umgebaut worden ist und uns und die Kunden heute noch zufrieden und glücklich arbeiten lässt.
30 Jahre Firmenzugehörigkeit von Christine Promitzer wurde dann mit einem Besuch der Fotoausstellung in Berlin von Annie Leibovitz gewürdigt.
Wunderschöne Reisen führten mich zweimal nach Ägypten, Mexiko und nach England. Hier vervollständigte Andrea ihr Studium. London und Brighton waren die Städte, in denen wir uns aufhielten. In weiteren Jahren besuchten Alexander und ich, Andrea und meinen Schwiegersohn Rainer in Miami (Florida), das mir unvergesslich sein wird.
Im Wandern, Schwimmen, Lesen und Meditieren finde ich die Entspannung, welche ich für die Bewältigung des manchmal stressigen Alltags benötige.
2009 las ich in der Zeitung ein Angebot der Caritas, Flüchtlingen die Integration in Österreich zu ermöglichen. Ich meldete mich umgehend und bekam eine afghanische Familie zugewiesen. Ich besuchte sie wöchentlich und organisierte von der Hausrenovierung angefangen, bis zum Nachmittagsunterricht der Kinder, Deutschunterricht für die Mama – einfach alles. Konnte ihnen mitteilen aber auch vorleben, dass man nicht „arm“ ist, wenn man die täglichen Besorgungen bzw. den Weg zur Arbeit mit dem Rad absolviert. Ich konnte und kann bis heute, dank einer jährlichen Unterstützung von Günther Thaller den Kindern in jeglicher Form unsere Kultur näher bringen. Gestern war ich erst mit Asina beim Jazz-Konzert im Zentrum.
 Es gibt eine Ausstellung in der Kunsthalle Feldbach im  September 2018, die sich mit dem Thema 100 Jahre Feldbach, aus der Sicht der Berufsfotografen, befasst. Dabei werden NUR Bilder und eine Powerpoint-Präsentation sowie Installationen gezeigt, die sich mit Menschen und ihrem Tun in Feldbach und dieser Zeit befasst.
Also im Kalender notieren…..

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"