FrauenLeben/Im Blickpunkt Gitti Posch-Kindlhofer („Gittibichl-Gründerin“ und Likörproduzentin)

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Gitti Posch-Kindlhofer mit ihren Likören, Schnäpsen, Uhudler-Frizzante, den Säften und den Schokoladen. Gitti Posch-Kindlhofer mit ihren Likören, Schnäpsen, Uhudler-Frizzante, den Säften und den Schokoladen.

Die Natur und die „Viecherln“, speziell aber die ganz armen Katzerln, Hunde, Enten, Kälber usw. auf der Schattenseite des Tierlebens..... Ja das war schon immer Gittis Seelenwelt. Die gebürtige Südsteirerin aus Mettersdorf verschlug es über Schicksal und Liebe ins Südburgenland. Die begeisterte Fallschimspringerin hatte dann diesen fatalen Schicksalsschlag. Ihre belgische Schäferhündin war derart aufs Gitti-Frauchen versessen, daß sie mit vollem Karacho und von Liebe geblendet auf die Gitti zu sauste. Der Hund konnte nicht mehr bremsen und rammte Gittis Kniescheibe. Ein schriller Schmerz. Gleichzeitig fielen alle Hoffnungen und Visionen wie ein Kartenhaus zusammen. Aus war es mit Fallschirmspringen sowieso und dem Traum, ein eigenes Cafe zu führen. Innerhalb von Sekunden war aus dem „Springgingerl“ eine gehunfähige Invalidin geworden. Die Ärzte malten das „Schwärzeste vom Himmel“. Ein Leben im Rollstuhl oder bestenfalls ein Dahinschleppen mit Krücken war die Diagnose.

Nach neun Monaten „Dahinsitzen“ war es der Gitti genug. Sie nahm ihre Verletzung selbst in die Hand und ging den „Menschen im weißen Kittel“ mehr oder minder aus dem Weg. Mit innerer Kraft schaffte es Gitti. Sie lernte wieder gehen und machte die Konzessionsprüfung für das Gastgewerbe so nebenbei mit. In dieser schweren Zeit war Gittis Freundeskreis der besagte Fels in der Brandung. Da konnte sie sich festhalten fürs Leben und die Zukunft. Und bei den Freunden und Freundinnen wollte sich Gitti bedanken. So aus dem „Bauchgefühl“ produzierte sie einen Uhudlerlikör. Es war ein Wunderwerk von einem Likör, der wie nach Schneeballsystem die Kreise von Likör-beglückten Menschen anzog. Wie Gitti dann noch als Geschenk den Kürbiskernlikör ins Leben brachte, war der Fanklub rund um Gitti`s Liköre schon sehr aktiv. Und dann startete Gitti ihre innere Rakete, um mit Vollgas jede Menge Liköre, Schnäpse und Uhudler-Frizzante zu produzieren. In handgeschöpften Vorarlberger Schokoladen stecken die Liköre von der „Schnaps-Gitti“ ebenso. Da bleibt beim Verkauf auch noch ein wenig Geld über, für das Futter und Tierarztkosten von „Gittibichl“.

Auch das junge Pferd Sternderl fühlt sich bei der Gitti pudelwohl.
Der Wachhund Pavarotti ist mit Gitti ein Herz und eine Seele.
Das Katzerl Liselotte mit den drei Beinen ist die Chefin auf „Gittibichl“

von Gitti Posch-Kindlhofer

Aufgewachsen auf dem bäuerlichen Hof der Eltern in Mettersdorf am Saßbach entdeckte ich schon sehr früh meine große Liebe zu allen Tieren. Doch mein Traum für ein Gut „Gittibichl” muss noch etwas warten.....

Ich startete eine Kellnerlehre in Tirol und blieb letztlich 23 Jahre in der Gastronomie im Service tätig, immer wieder auf Saisonarbeiten unterwegs in ganz Österreich, vorwiegend in Salzburg und Kärnten. In Kärnten lernte ich auch meinen jetzigen Mann kennen und gemeinsam zogen wir ins Burgenland auf den elterlichen Hof, umgeben von Kukuruz- und Kürbisfeldern. Verwöhnt von den Bergen und Seen erklärte ich, dass ich nur so lange wie nötig hier bleiben werde. Doch ich verliebte ich mich in den eigenen Hof in Deutsch-Minihof, samt aller hier lebenden Tiere.

Zwischenzeitlich startete ich eine Ausbildung zur Fallschirmspringerin, eine meiner weiteren großen Leidenschaft. Mitten in der Ausbildung erlitt ich 2006 jedoch beim Spielen mit unserer belgischen Schäferhündin einen „blöden” Unfall, da diese mir in die Kniescheibe rannte. Gleich darauf folgte im Wiener AKH eine sehr komplizierte Knie-OP. Gefangen in einer 30-Grad-Beinfixation teilte man mir mit, dass ich nie mehr einen stehenden Beruf ausüben könnte, geschweige einen Berg besteigen oder Fallschirmspringen und mein Leben völlig ändern müsse. Nach einer 9-monatigen Gehunfähigkeit, zugleich auch Berufsunfähigkeit bzw. Invalidität packte mich mein Lebensmut wieder: Denn wo ein Wille, da ist auch ein Weg! Den Ärzten bin ich - heute gesehen - dankbar, denn diese hoffnungslose Diagnose hat mich erst recht beflügelt.

Da mir der Umgang mit Menschen immer schon eine große Freude bereitete, machte ich die Konzessionsprüfung fürs Gastgewerbe, denn ich wollte mir den Traum eines eigenen kleinen Cafés erfüllen. Und so schaute ich mich gleich nach einem geeigneten Lokal um. Jedoch gestaltete sich die Suche schwieriger als erwartet. Da mein Mann zu dieser Zeit beruflich meist im Ausland unterwegs war, begleiteten mich während dessen meine wunderbaren Freunde, denen auch mein großer Dank gilt. Um mich bei ihnen dafür erkenntlich zu zeigen, begann ich meinen ersten Uhudlerlikör zu kreieren, ließ ihn verkosten und fand überraschenderweise großen Anklang.

Diese Begeisterungswelle schwap­pte über und so nahm ich meine Krücken in die Hand, zog mich in mein Refugium zurück und erzeugte, so gut es ging, ein paar Flaschen davon. Natürlich mit der Absicht, diese zu verschenken, mich erkenntlich zu zeigen. Was mit einem kleinen Dankeschön begann, wurde bald zum „Renner”! Denn plötzlich standen Menschen vor meiner Tür und wollten diesen Uhudlerlikör kaufen, weil sie ihn bei Freunden gekostet hatten. Verdutzt stand ich da und erklärte den Interessenten, dass das nicht möglich sei, weil ich keine Firma bin bzw. nicht die Befugnis dazu habe. Noch verblüffter war ich, als diese mir die Rückantwort gaben: „Dann sperr doch eine auf, du weißt ja eh, wie es geht!”

Nachdem ich diesen Satz wirken ließ, entzündete sich mein inneres Feuer und motiviert schritt ich zur Tat. Ich ließ meiner Fantasie freien Lauf, war „Feuer & Flamme” und erzeugte alle Liköre intuitiv nach Geschmack und Bauchgefühl. Dieses innere Wissen verdanke ich meiner bereits verstorbenen Oma, die für jedes „Wehwehchen“ ein passendes Heilkraut hatte. Die Rohstoffe für meinen Likör, alles biologische Produkte, fanden sich in meinem Garten. Einer Likörmanufaktur stand somit nichts mehr im Wege! Heute erzeuge ich Liköre in verschiedensten Geschmacksrichtungen und natürlich auch den beliebten Kräutergeist. Hinein kommen 18 Kräuter und „eines hilft immer“! So wird es mir nicht langweilig, denn es gibt immer etwas zu tun. Der Kreativität ist keine Grenzen gesetzt und unsere Natur ist die bes­te Inspiration. Ein weiterer wichtiger Wegbegleiter ist gleichzeitig auch mein ers­ter Kooperationspartner, die Fritzmühle in Rudersdorf. Als Dankeschön erschuf ich den Kürbiskernlikör. Verkostungen sind gegen Voranmeldung jederzeit möglich. Tel. 0664/140 18 50.

Was letztlich mit einem Herzensdank begann, offenbart sich als Meilenstein mit meiner eigenen Firma in meinem Leben. Und so scheint auch mein letztes Ziel, das Gut „Gittibichl“ langsam näherzurücken - allen Tieren einen geschützten Raum zu geben, worin sie würdevoll ihr Leben leben dürfen ...

Süd-Ost Journal

"Für die Menschen, für die Region"